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678 Psychische Studien. XLVHL Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1921.)
dem Lande zutrugen, wo die Personen und die Art der be
obachteten absonderlichen Vorgänge, wie Fliegen von
Rübenschnitzeln, Kartoffeln, Milchschüsseln u. dgl. neben
det besonderen ländlichen Umgebung entsprachen. Daß
aber solche ungewöhnliche Vorgänge auch in der Stadt,
und zwar auch in den Kreisen der sog. gebildeten Gesell
schaftsklasse beobachtet wurden, ergibt sich aus der Durch
sieht der Literatur, nur bewegen sich dann nicht Rüben
schnitze! und Milchschüsseln, sondern etwa Kaffeelöffel, Tas
sen, Bücher, Klaviere u. dgl. Das Wesentliche an diesen sog.
Sppkvorgängen ist das Auftreten von Geräuschen ver
schiedener Art, ohne daß eine Erklärung für ihre Entstehung
zu finden wräre (also z. B. Klopflaute in der Bettstatt,
der Wand, dem Fußboden) und das Auftreten von Bewegungen
lebloser Gegendstände irgendwelcher Art, eben
falls ohne daß irgendeine der üblichen normalen Ursachen
für diese Bewegungen, wie Muskeltätigkeit irgendeines Menschen
ohne oder mit irgendwelchen damit in Verbindung
stehenden Hilfsmitteln festzustellen wäre. Die in diesen
Bewegungen in die Erscheinung tretenden Vorgänge nennt
man Telekinese, d. h. Bewegung auf Entfernung. Erklärt
ist damit natürlich nicht das mindeste, soll es auch nicht
sein. Es sollen damit lediglich die genannten Bewegungsvorgänge
in eine Reihe gleichartiger Erscheinungen einge
ordnet werden, die man seit einiger Zeit übereingekommen
ist, mit der genannten Bezeichnimg zu benennen. Man
könnte sie ebensogut anders benennen, geradeso wie man
jetzt statt von Okkultismus von Parapsychologie spricht.
Ich bezweifle übrigens, ob mit dieser Namensänderung viel
gewonnen ist. Wem diese Art von Vorgängen und ihre
Beschäftigung damit unsympathisch ist, dem wrird es gleich
gültig sein, ob sie okkult oder parapsychisch genannt wer
den. Immerhin umgeht man damit das ominöse Wort
,,okkult", das auf manche wie ein rotes Tuch auf den Stier
wirkt. Wichtig ist dagegen, daß man die sog. telekinetischen
Vorgänge auch experimentell hervorrufen kann und schon
vielfach hervorgerufen hat. Hierher gehören vor allem die
Bewegungen des Tisches ohne Berührung beim „Tisch
lücken" und auch die Erhebungen desselben über den
Boden. Denn im Prinzip ist es m. E. wohl ganz gleichgültig,
ob der Tiscl sich NB. ohne Berührung der Hände dei
um ihn herum sitzenden Sitzungsteilnehmer — auf dem
Boden verschiebt oder ob er sich in die Höhe hebt, oder
sich umlegt oder sonst irgendwelche Bewegungen ausführt.
Es dürfte- auch ganz gleichgültig sein, ob es ein Tisch ist,
der sich in dieser Weise bewegt, oder ein Stiefelzieher,
oder eine Gitarre, eine Wagschale, eine Streichholzschachtel,
eine Zelluloidkugel oder sonst etwas. Nur ist natürlich ein
gewisser Unterschied vorhanden, ob eine Person die Be-
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