Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 687
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0733
r

" t

Sommerfeld; Zur Psychologie des Mediums. 687 s

skritworte waren ihr unbewußt in der Erinnerung geblieben.

- Ebenso verhält es sich auch oft mit fremden Gegenden,
die das Medium im somnambulen Schlaf schaut.

In den Produktionen des Mediums finden wir mit auffallender
Häufigkeit den „Glauben an die hohe Geburt'4
wiederkehren. Die Phantasie vom „untergeschobenen
Kinde", das nicht das rechte Kind seiner Eltern ist, spielt
auch in den äußerst geheim gehaltenen Tagträumen der
Neurotiker eine wichtige Rolle. Es handelt sich um eine
echt infantile Phantasie, in die sich das Kind hineinträumt,
das aus irgendeinem Grunde mit seinem Schicksal unzufrieden
ist, und sich nun wünscht, das Kind von hochstehenden
Eltern, vielleicht gar ein Prinz zu sein. Nun sind geradt
medial veranlagte Menschen meist verträumte, verschlossene
und einsame Kinder, die sich darum solchen Phantasien
besonders gern hingeben. Uebrigens zieht sich diese infantile
Phantasie durch die ganze Menschheitsgeschichte
hindurch, und findet in den Sagen und Mythen der Völker
ihren Niederschlag.

Neurotiker und Künsterlernaturen geraten leicht in einen
Zustand phantasievollen Träumens, der „Tagträumereien",
die sie aus der oft unlustvollen Realität in das Reich der
Wunscherfüllungen führen. Aus der Tiefe des Unbewußten
steigen Gedanken und Wünsche, die sich sonst nur im
Traum oder m der Hypnose an die Oberfläche wagen
und Befriedigung begehren. Solche Menschen erscheinen
ihrer Umgebung verträumt, unaufmerksam, wie geistesabwesend
. Jedes Abirren unserer Gedanken, jede Unaufmerksamkeit
, Mangel an Konzentration, führt zu einer Locke
rung des Bewußtseins. Starke Müdigkeit und ausge
sprochene Erschöpfung vermehren diese Neigung. Die Persönlichkeitsspaltung
, Dissoziation, beginnt bereits innerhalb
der Linie des gesunden Normalmenschen. Der differenzierte
, reich begabte Mensch mit vielen Talenten, wird stets
zur Dissoziation neigen. Ebenso werden Naturen, die große
Widersprüche, entgegengesetzte Triebrichtungen in sich zu
vereinen haben, einer solchen Spaltung des Bewußtseins
leicht ausgesetzt sein. Menschen mit solchen Widersprüchen
sind sehr veränderungsfähig, zuweilen die reinen Verwandlungskünstler
. Das sind die Menschen mit den verschiedenen
Handschriften, von deren zwiespältigem Charakter uns
die Graphologen ein Stückchen erzählen können. In dieser
Vielgestaltigkeit ruht Stärke und Schwäche zugleich. Solche
Menschen nehmen das Leben in seiner Mannigfaltigkeit
stärker in sich auf, besitzen eine erhöhte Leidens- und
Freudefähigkeit; auf der anderen Seite neigen sie aber
auch leichter zur Dissoziation, die in ihren extremsten Auswüchsen
zur vollständigen Spaltung der Persönlichkeit und
damit in das pathologische Gebiet führt.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0733