Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 689
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Sommerfeld: Zur Psychologie des Mediums

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teres sehr zum Leidwesen des betreffenden Mediums, das
mm zuweilen künstlich nachzuhelfen sucht, und dabei auf
der bewußten Lüge ertappt wird. Der Ehrgeizwunsch des
Mediums, bewundert und verehrt zu werden, führt zu bedenklichen
Wegen.

Ebenso günstig für das Auftreten der medialen Leistungen
ist das Klimakterium der Frau. Wahrscheinlich hat hieran
das letzte, starke Aufflackern der nicht befriedigten Sexualität
seinen Anteil. Es ist überhaupt bezeichnend, daß die
Mediumität Hand in Hand geht mit einem unbefriedigten
Liebesleben. Glückliche Ehe und Mutterschaft bereiten ihr
meist ein Ende, oder vermindern doc h die medialen Fähigkeilen
.

Die im Liebesleben unbeiriedigt bleibenden Triebrichtungen
drängen hingegen nach einer Abreaktion auf anderen
Gebieten. Freud macht uns auf das Phänomen der Subli-
mierung aufmerksam, das den Abfluß und die Verwendung
unserer Triebe auf kulturell wertvolle Gebiete ermöglicht,
und damit eine oft nicht uneihebliche Steigerung der psychischen
Leistungsfähigkeit hervorruft Der Künstler findet
eine Abreaktion seines Trieblebens, indem er den Konflikt
aus seinem eigenen Inneren in sein Werk projiziert. Sein
Schaffen wurzelt im eigenen Leiden. Mit bewußter Willensanstrengung
versetzt sich der Künstler in einen traumähn-
lichen Zustand, alles Schaffen geschieht durch äußerste
Konzentration unter absichtlicher Bewußtseinseinschränkung
der sonst üblichen Umgebung. Wir wissen aus den Auslagen
vieler Künstler, daß sie das Gefühl haben, von inne
ren Gewalten voll intensiver Kraft getrieben zu werden.
Was aber diese künstlerischen Halluzinationen für die Mit
weit so außerordentlich wertvoll macht, da^ ist die bewußte
Verarbeitung dieser innerlich geschauten Bilder zum
Kunstwerk. Dieses steht auf einem viel höheren Niveau
als das mediale Kunstschaffen, weil der Künstler kraft
seines Bewußtseins imstande ist, die nötige Kritik an. die
ethische und ästhetische Wirkung seiner Leistungen anzulegen
.

Diese Kritik geht dem sich absichtlich passiv verhaltenden
Medium vollkommen ab. Es fühlt sich von einer
anderen Welt'1 inspiriert, ohne zu ahnen, daß die Quelle
halluzinatorische Erscheinungen sind, die aus seiner eigenen
Psyche stammen. Daher finden wir z. B. bei den Malmedien
neben der größten Farbenschönheit, Kraft und Formenfülle
, auch ganz minderwertige ^Produkte, die an kindliches
Zeichnen und Malen erinnern. Ebenso finden wir anderseits
neben ganz öden Trancereden auch einige, die von alten,
berühmten Dichtern zu stammen scheinen. Eine ähnliche
Vlischung von genialem Schaffen und ganz kindhaften Leistungen
können wir in den Kunstprodukten psychisch er-

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