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692 Psychische Studien. XLVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1921.)
schaxfe Grenze zwischen dem Normalen und dem Patholo
gisch^n im Leben, ebenso fließend sind auch die Ueber
gänge zum Künstlertum und zur Medialität. Vieles läuft
auf großen Strecken nebeneinander, sich gegenseitig durchdringend
.
Die frühere Ablehnung der Wissenschaft gegenüber den
okkulten Phänomenen hat zu Erklärungsformen geführt,
die lediglich dem Bedürfnis der Menschen nach dem Geheimnisvollen
entsprangen. Heute kc.nn die Wissenschaft
nicht mehr achtlos an diesen Vorgängen verübergehen.
So geheimnisvoll wie die Medialität ist jedes künstlerische
Schaffen. Jede künstlerische Intuition können wir als eine
Art Hellsehen betrachten. Das Geheimnis liegt aber nicht
im Künstlertum, oder in der Medialität begründet, sondern
darin, daß manche Menschen den Zugang zu einem höheren
, feineren Reich des Geistes besitzen, der uns Normalmenschen
heute noch verschlossen ist. Wohl können wir
uns manche Phänomene noch nicht vollständig erklären,
die Wissenschaft schreitet aber in ihren Erkenntnissen von
Tag zu Tag vor. Es ist durchaus möglich, daß wir einer
neuen Entwicklungsstufe der Menschheit entgegen gehen,
einem Reich der höheren, geistigen Ordnung der Natur,
die vielleicht einen unmittelbaren, seelischen Verkehr der
Menschen gestatten wird.
Fernwirkungsversuche.
Von Dr. H. W. Zahn, Nervenarzt, Baden-Baden.
Aus der Literatur kennen wir eine Reihe interessanter
Kerneinwirkungsversuche. Namentlich französische Forscher
haben auf diesem Gebiete experimentiert, so Dufay, Dusart,
Peronnet, Beaunis, Richet und andere mehr.
Dusart gelangen Einwirkungen bis auf 10 Kilometer Entfernung
. Dufay versetzte eine Schauspielerin, während sie
sich in ihrer Garderobe befand, von seiner Theaterloge aus
in tiefe Hypnose und befahl ihr, für eine erkrankte Kollegin
einzuspringen. Die Schauspielerin soll ihre Rolle in somnambulem
Zustand glänzend durchgeführt .haben, obwohl sie die
Rolle nicht studiert hatte, wohl aber aus vorhergegangenen
Aufführungen kannte. Die Dame hätte sich im Wach
zustand allei Voraussicht nach geweigert, eine Rolle, die
sie nur oberflächlich kannte, zu übernehmen, während durch
die Hypnose diese Hemmungen beseitigt wurden. Nach der
Aufführung mußte Dufay die Schauspielerin, die zu einem
Souper beim Direktor gebeten war, erst aus der Hypnose
erwecken.
Interessante Versuche, die zwar nicht alle einwandfreie
Beweise liefern, berichtet Richet in seinem Buch ,Experimentelle
Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung
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