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694 Psychische Studien. XLVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1921.)
gekonnt, als zu uns herüber zu fahren, obwohl sie eventuel
von seiten des Lazaretts große Unannehmlichkeiten zu er
warten hätte, da sie ohne Urlaub auf und davon gegangel
sei. Sie war nicht wenig erstaunt, daß am Tisch bereift
für sie gedeckt war. Ich muß hierzu noch bemerken, dal:
Fräulein Z. während der ganzen Zeit unseres Experimen
tierens, außer in diesem einen Fall, immer erst Sonnabenc
um die Mittagszeit oder gegen Abend zu uns kam.
Den Versuch halte ich für durchaus einwandfrei. Fräu
lein Z. kannte meinen Geburtstag nicht, hatte von uns auch
ganz sicher nicht das Datum vernommen, da wir prinzipiell
über derartige Familienfeste nicht reden. Wer sich aller
dings das Datum meines Geburtstages verschaffen wollte,
konnte dies nicht unschwer in Erfahrung bringen. Dann
wäre aber immer noch nicht die Tatsache erklärt, daß die
Angaben der Dame, von welcher Stunde an sie sich von
mir beeinflußt fühlte, sich genau mit dem Beginn meiner
Fernwirkung deckten.
Alle Ferneinwirkungsverbuche wurden ohne vorherige Ankündigung
unternommen. Zwischen den einzelnen Ver
suchen lagen Wochen. Ich habe es lebhaft bedauert, daß
mich später die äußeren Verhältnisse zwangen, die Versuche
abzubrechen.
Ich hielte es für sehr wichtig, wenn sich die Forschung
intensiver mit diesem Phänomen befassen wollte, dessen
wissenschaftliche Anerkennung zu Schlüssen von bis jetzt
noch unübersehbarer Tragweite führen müßte.
III Abteilung.
Tagesneuigkeiteti, Notizen u. dergl.
Ist ein Verfahren denkbar, mit dessen Hilfe sich die
Richtigkeit der spiritistischen Hypothese beweisen ließe?
Von Richard A uriich.
Diese Frage ist schon unzählige Male gesteilt und ebenso
oft verneint worden. Ich werde Versuchen, diese Frage
hier kurz zu erörtern und zu beantworten, wobei ich vorausschicke
, daß ich mich bei meinen Schlußfolgerungen auf
einen völlig objektiven Standpunkt stellen, also weder einseitig
Partei für den Anhänger, noch für den Gegner der
spiritistischen Hypothese ergreifen werde. —
Im Januarheft 1911 der „Psych. Studien", Seite 25 z. B.
wird man finden, daß Mr. Marcel Mangin, Mitglied des
Redaktionskomites der „Annales des sciences psychiques"
anläßlich der Beurteilung der sogen. „Kreuz-Korrespondenzen
" u. a. folgendes sagt: „Es ist in der Tat unmöglich,
bei diesen Experimenten jede Gedankenübertragung aus-
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