Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 698
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0744
*H8 Psychische Studien. XLVHI. Jahrg. 12. Heft (De/ember 1921.)

Nochmals der Okkultistenkongreß in Cassel.*)

Von Dr. med. K i n d b o r g, Breslau.

In du* Tagen vom 3. bis 7. September fand der auch in den „Psychischen
Studien" angekündigte Kongreß deutscher Okkultisten in Kassel
statt. Wer geglaubt hatte, dort einer Vereinigung wissenschaftlich strebender
Menschen zu begegnen, war enttäuscht Aber es waren nicht
Meie enttäuscht, wenigstens nicht in dieser Beziehung; denn die überwiegende
Mehrzahl der Teilnehmer waren von vornherein überzeugte
Spiritisten, du in jeder ungewöhnlichen Erscheinung die Offenbarung
uenseitiger Mächte erblickten. Außer den Verhandlungen, die die Gründung
eines Bundes deutscher Okkultisten zum Zweck hatten, waren drei
Lxpenmenfalabendt angekündigt. Am ersten Abend Wurden Versuche
mit Telepathie und Hellsehen gezeigt. Die ersterer wraren in ihrer Anordnung
ziemlich primitiv, indem nur eine geringe Zahl von Aufgaben
{Zahlen von 1--10, Vokale, Früchte) im jeweiligen Versuche zur Auswahl
stanaen und dabei nicht weniger als drei Aufnahmepersonen zugleich
verwendet wurden. Trotzdem blieb, wie der mitan lesende Fachgelehrte
Sanitätsrat Dr. Fulda aus Frankfurt a. M. sich auszurechnen
die Mühe machte, das Ergebnis hinter der Wahrscheinlichkeitsrechnung
zurück. Auch die Versuche mit Hellsehen gelangen nur zum kleinsten
Teile. Und auch dieser kleine Teil war durch die Versuchsanordnung
beeinträchtigt, die memals eine telepathische Uebertragung ausschloß.
Obendrein wickelten sich diese Versuche in Dialogform ab, wobei e*>
nicht an suggestiven Einflüssen mangelte. Noch trauriger war es um
die Versuche mit Mentalsuggestion bestellt, die übrigens, wenn ich den
Vorführenden recht verstanden habe, von dessen Standpunkte aus gar
keine solche, sondern ein tatsächliches körperliches Verweilen von Gedanken
im Räume bedeuten sollten. Schade nur, daß die betreffende
Versuchsperson - die, nebenbei bemerkt, entgegen der Angabe des
Picgiamms, daß Hypnose nicht verwendet werden sollte, sich im hypnotischen
Zustande befand, und der nur die Augen verbunden waren -
zuvor hörep konnte, welche Leistungen von ihr erwartet wurden, und
.'lUßerdem noch durch die Stellung des Auftraggebenden im Saale, sowie
• furch gelegentlich von ihm mit den Armen erzeugte Luftwirbel beeinflußt
wurde. Hinzu kam noch, daß selbst reine Verbalsuggestionen, wie
.«Richtig*, .jWeiter**, „Meine Gedankenströme gelten nicht", zur Verwendung
gelangten. Kurzum, es war mehr eine Demonstration, in
welcher Weise derartige Versuche nicht angestellt werden dürfen.

Am zweiten Abend sollte der vom Einberufer so benannte „Alt-
mediumismus" gezeigt werden, wobei die Medien \n einen mehr oder
minder tiefen Trancezustand gerieten. Während der wissenschaftlich
Erfahrene aber in den TrancerSden nur den veränderten Bewußtseins-
/ustand der Medien erblicken konnte, galten diese Aeußerungen den
spiritistischen Zuhörern als die Kundgebungen von Geistern, die sich
der Körper ihrer Medien als Sprechorgane bedienten. Daß dabei die
Geister von Tolstoi und Justinus Kerner nur »triviale Gedanken ausdrücken
konnten, wie sie etwa dem Bildungsgrade des Mediums entsprachen
, störte die meisten der gläubigen Zuhörer nicht wesentlich.
Nicht einmal der Umstand störte sie, daß die Reden zweier gefallener
Franzosen durch zwei Medien, die angeblich im Wachzustande kein
Französisch konnten, nur der geschickt nachgeahmte Tonfall dieser
Sprache waren, vermischt mit einigen Brocken, wie „Bon jeur, mon-
«sieur!*r, „Pourquoi?" und „Au revoirl", wie sie jedem Schulkinde und
jedem ehemaligen Westfrontsoldaten geläufig sind. Wenigstens gelangten
außer aem Referenten der zuvor erwähnte Frankfurter Arzt und eine
Lehrerin der französischen Sprache übereinstimmend und 'Unabhängig

*j Bei der psychologfischen Bedeutsamkeit, die dem Casseler
Unternehmen in Hinsicht auf gewisse okkultistische Kreise zukommt, halten
wir uns für verpflichtet, auch diesem zweiten Berichte über Einzelheiten
«ler Tagung Raum zu geben. — Die Schriftleitung


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0744