http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0747
Literaturbericht
7U1
4nstaltsdirektors nicht anerkennen wird. Es wäre zu wünschen, wenn
sich Koib einmal in aller Offenheit über seine eigenen wissenschaftlichen
Leistungen und deren Selbsteinschätzung, auf Grund deren er zu seinen
weitgehenden Ansprüchen in bezug auf das deutsche Geistesleben kommt,
öffentlich ausspicchen möchte. — Es bedarf nur eines Blickes in den
Artikel ..Okkultismus", um zu erkennen, daß er sehr oberflächlich ist
und aus hingeworfenen, zusammenhangslosen Bemerkungen besteht.
Diesem allgemeinen Charakter des Aufsatzes entspricht das Einzelne
I ferr Kolb geht so weit, daß er aus meinem Buch „Der Okkultismus im
modernen Weltbild" eine Mitteilung entnimmt, um mich dann, scheinbar
ganz harmlos im Ton des Sachkundigen, zu fragen, ob ich diese Tatsachen
kenne oder nicht? ... Ich antworte: Ja, ich habe sie gekannt
und Herr Kolb hat den Passus über die Untersuchung von 1905/08 sogar
wörtlich bei mir — abgeschrieben! Es handelt sich hier um eine von
mir angefertigte Uebersetzung einiger Hauptsätze aus dem französischen
Originalbericht über jene Sitzungen, der in einer in Deutschland völlig
unbekannten Zeitschrift enthalten ist, die zweifellos niemals in Kolbs
Händen gewesen ist. Ich kann es nicht für eipe zulässige Kamp lesweist
ansehen, aus einem anderen Autor zunächst unter Fortlassung der Anführungsstriche
wörtüch einen Satz zu entnehmen und ihn dann in zurechtweisendem
Tone zu fragen, ob er diesen Tatbestand kenne oder
nicht .... In der Replik auf den Entwurf zu vorliegender Erwiderung,
den die Redaktion Herrn Kolb zusandte, erklärt dieser nun aber ausdrücklich
, es sei ihm bekannt gewesen, daß fnir die Betrügereien der
E. P. bekannt sind. Damit ist die bewußte Unaufrichtigkeit seines Angriffs
gegen mich von ihm selbst zugestanden! Ich kann ihm deshalb
nicht das Recht zugestehen, mir gegenüber sittliche und religiöse Gefühle
anderer zu verteidigen. Auch enthält Kolb dem Leser vollständig vor,
daß gerade in jenen Pariser Untersuchungen Forscher wie Bergson, die
beiden Curie, Poincare ü. a. trotz mancher Betrügereien der E. P. (von
denen beute teilweise übrigens der betrügerische Charakter anfängl
zweifelhaft zu werden!) zu der Ueberzeugung von der Echtheit eines
Teiles aer sog. physikalischen Phänomene gekommen sind. In meinem
Buche habe ich entgegen diesem tendenziösen Verfahren Kolbs das Füi
und* Wider objektiv dargelegt und mich dann persönlich dahin ausgesprochen
, daß ich die Realität jener strittigen Phänomene auf Grund
des vorliegenden Materials für das weit wahrscheinlichere erachte. Ebenso
enthält Kolb dem Leser die äußerst wichtige Tatsache vor, daß die genannt
** Engl Ges. später, wie er bei mir gelesen hat, auf Grund der
inzwischen von anderen Forschern gemachten Erfahrungen eine neue
Beobachtungsreihe mit der E. P. vorgenommen hat, und daß diesmal
das Resultat ein ganz anderes war. Ich bin also weder so ignorant noch
%o oberflächlich, wie Herr Kolb mich hinzustellen bemüht ist, sondern
lediglich objektiver und weniger dogmatisch gebunden in meinen wissenschaftlichen
Anschauungen. Was Eva C. und den Vergleich der sog.
Materialisationsgebilde mit den Schöpfungen Gottes anlangt, so ist mir,
da ich Schrenck-Notziugs Buch kenne, auch der Charakter der Eva C.
bekannt. Er hat aber mit jenem Vergleich gar nichts zu tun. Die Materialisationen
sind keine Willensschöpfungen derselben, wenn sie auch
nicht ohne Zusammenhang mit gewissen intellektuellen Prozessen in ihr
zu sein scheinen. Es genügt mir der Hinweis auf meine religionsphilosophischen
Werke als ausreichender Beweis, daß "ich gegenüber Gott ein
anderes Gefühl als das schweigender Ehrfurcht nicht kenne. Eben deshalb
, weil ich ihn für unerforschlich halte, finde ich mich auch mit den
mediumistischen Tatsachen als einem Teil der geheimnisvollen, von Gott
geschaffenen Wirklichkeit ab, so schwer anstößig sie auch für unser
überkommenes Bewußtsein von der Welt sind. Die sog. physikalischen
okkulten Phänomene sind, abgesehen von den menschlichen Willenshandlungen
, bisher die einzigen Tatsachen, von denen wir vielleicht einen
geringen Aufschluß in die Art, wie Organismen entstehen — sie entstehen
eben nicht rein mechanisch —, erhoffen können. Im übrigen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0747