http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0036
32
Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 1. Heft. (Janüar 1922.)
bei Oswald Mutze in Leipzig erschienen) fort: „die Materie, die einheitliche
Substanz, löst sich in letzter Analyse in einem höheren
Dynamiswitis auf, der sie bedingt, und dieser Dynamismus ist
selbst in Abhängigkeit vom Geiste. Das bedeutet den totalen Umsturz
der -materialistischen Physiologie. Mit unbestreitbarer Sicherheit
steht fest, daß der sogenannte materialistische BegrMf des
Universums und des Individuums falsch ist. Alles beweist <uns —
man kann das künftig ohne Vorbehalt behaupten —, daß das Individuum
etwas ganz anderes ist, als ein Komplex von Zellen, ebenso
wie das Universum etwas ganz anderes ist als ein Aggregat von
Atomen".
Wie aber des näheren Universum und Mensch in ihren Grundlegen
zu verstehen seien, das deutet uns Schleich in seinem oben
genannten Buche „Bewußtsein und Unsterblichkeit" S. 61 mit
folgenden anschaulichen Worten: „Denn wir nehmen heute an,
daß der strömende Aettier, diese starre Masse, die doch physikalisch
einer Flüssigkeit gleicht, in sich Strudel erregen kann, Wirbel,
Konzentrationen, welche die Kräfte bedeuten, daß aus diesen
Kräften wieder die Elektronen bestehen, elektrische Lichtfelder,
d. h. eigentlich strukturlose Kraftpolarisationen, Ballungen der
Ätherstrudel, und daß durch die Spaltung der elektrischen Lichtfelder
in eine positive und eine negative Größe dasjenige entsteht
, was wir Stoff nennen, was aber schon Gedanke, Idee der
Natur ist, weil es Richtung und Ziele aufweist, weil es Rhythmen
bildet, welche die Träger des Weltwillens bedeuten."
Welche gewaltigen Fernsichten eröffnen sich mit solcher Erkenntnis
dem Blicke: Die Welt der Erscheinung, der grobe Stoff,
alles andere wie ewig, vielmehr nur zeitbedingte Diener und
Träger de,s Weltwillens, der als ihre innere bewegende Wesenheit
sich in ihnen offenbart und vermittels ihrer Hilfe wirkt und schafft
und strebt. Und der Mensch ein bewußter Teil und ein Glied dieses
Weltwillens, berufen, durch die Zeiten herauf aus Gebundenheit
und Enge, aus Härte und Schwäche je länger je mehr zu reifen und
sich freudig zu entfalten zu gottdurchstrahlter Freiheit, Schönheit,
Liebe und Herrlichkeit.
Monismus und Okkultismus.
Von Dr. med. Rudolf Tischner.
Besprochen von Dr. F r h r n. v. S c h r e n c k - N o i z i n g.
Gelehrte, welche tiefer eindringen in das Problem okkultistischer
Tatbestände, zur Erklärung derselben beizutragen
suchen, sind genötigt, von dem Boden naturwissenschaftlicher
Empirie ausgebend, in die Gebiete der Psychologie
und auch der Philosophie überzugehen. So hat auch mibcr
hochgeschätzter Mitarbeiter, der Augenarzt und Parapsy-
chologe Di\ med. Rudolf Tischner mit seinem neuesten
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0036