Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 40
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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40 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. I.Heft. (Januar 1922.)

von Schilder1) sow ie auf eine demnächst erscheinende
Arbeit von Dr. Huspmann, Oberarzt des St. Jürgen
asyls in Bremen. Man hat ferner die Aufmerksamkeit darauf
gelenkt, daß durch religiöse Kulte oder freimaurerische
Rituale Einzelne eine bestimmte seelische Entwicklung mit
bekannten Resultaten durchgemacht haben.

Man hat an die sog. Initiation der alten Mystiker gedacht
, an bestimmte gravierende Szenen im Seelenleben
derselben, die als Abschluß einer lange dauernden Ent
Wicklung auftraten. Alle diese gewaltigen und gewollten
inneren Vorgänge Einzelner hatte man bisher zu wenig ge
würdigt. Der Amerikaner James2%* hat das Verdienst, diese
Dinge mehr ins Licht gerückt zu haben; er schrieb das
Buch: „Die religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit,
Materialien und Studien zu einer Psychologie und Patho
logie des religiösen Lebens.*' Es wurde sein Werk aK Stan
dard-Werk auf diesem Gebiete betrachtet. Er zeigt darin
einerseits neben anderem, daß das mönchis he Leben Ergebnisse
zeitigte, die dem heutigen Forscher noch ganz fremd
und unverständlich erscheinen müssen, 7 B. auch die Fähig
keit der Fakire, ihren Körper bis zu einem hohen Maße
zu kontrollieren. Andererseits bieten allein die Stigmati
sation, die suggestive Erzeugung einer Brandblase, was
experimentell nachgewiesen wurde, so tief eingreifende Pro
bleme für die Erforschung des Seelenlebens, daß es mehr
wie eine künstliche Abwehr klingt, diese Dinge mit Schlag-
Wörtern wie Autosomnambulismus, Autosuggestion abzu-
tun; denn erklärt ist damit nichts. Unsere Psychologen
müßten selbst Fakire sein, um deren Fähigkeiten zu erklären
, wie einst Johannes Müller und Kandinski über
das Wesen der Halluzination Licht verbreiten konnten,
weil sie selbst Halluzinationen hatten. Sie müßten selbst
ein seelisches Training hinter sich haben, um die Seele
in allen ihren Winkeln und Labyrinthen zu kennen, und sie
müßten selbst Okkultisten sein, um okkulte Dinge zu verstehen
(siehe Staudenmaiers 0 Ausführungen».

Es ist aber zu erwarten, daß die Psychologie durch diese
Dinge immer mehr auf neue Wege gedrängt wird, ja
schließlich auch durch den neuesten Okkultismus gezwuii;
gen wird, sich mit seinen Fragen zu beschäftigen. Professor
Oesterreich nennt diesen neu aufzunehmenden Zweig der
Psychologie die Parapsyc ho logie*). Bis jetzf werden
leider immer noch alle Sinneseindrücke, Erlebnisse und
Fähigkeiten, die von der Norm abweichen, von der Psychopathologie
als pathologisch (d. i. krankhaft5 bezeichnet. Ich

*] Auch die Bezeichnung Xenopsychologie bürgert sich jetzt ein. Sch.


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