Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 97
(PDF, 191 MB)
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Schwab: Halluzination, Pseudohalluzination u. Hellsehen. 97

Fig. 2

Bei der echten Halluzination ist der Verlauf anders. Das
Zentrum 1 kann nämlich auch dann erregt werden, wenn
kein Reiz von der Netzhaut des Auges herkoipmt.

Das Zentrum 1 kann nämlich krankhaft erregt
sein (durch abnorme Sinnesreize anderer
Art, Zirkulationsstörungen, Ernährungsstörungen
, Hunger, Ueberarbeitung), es entsteht daher
in 2 (im sensorischen Zentrum der Hirnrinde
) ein dem Reiz entsprechendes Sinnesbild
, das in 3 zum Bewußtsein kommt. Es
wird also etwas gesehen, was gar nicht von
der Außenwelt durch das Auge hereingeführt
wurde. Da es aber vom Zentrum 1 kommt,
ist der Eindruck ebenso real, als wrenn er von außen käme,
er hat Objektivitarscharakter. Es ist zu betonen, daß dies
hier nur eine von vielen Auffassungen ist. lieber die pathologische
Physiologie der Halluzinationen streitet man sich
schon über 40 Jahre.

Die ältere Auffassung, wonach die subkortikalen Ganglien
im Gehirn die Ursache sind, wurde vertreten von Mcyncrt,
Hagen, Es wurde dieser Auffassung entgegen gehalten, daß
diese Ganglien nur die Umschaltung bewirken, also keine
Bilder erzeugen könnten. Es traten neben dieser genannten
Auffassung noch zwei andere Erklärungen auf. Die eine
ist die zentrifugale Theorie,*wonach der Reiz in der Hirnrinde
entsteht, und das Bild nach außen projiziert wird.
Sic wurde vertreten von Krafft-Ebing, Kahlbaum, Goldstein.
Gegen diese wurde die periphere gesetzt, wonach Störungen
in den Sinnesapparaten den Reiz verursachen, vertreten von
Joh. Müller, Hoppe, Bryant. Viele andere, auch Goldstein,
betonen in unserer Zeit die Bedeutung peripherer Momente
(DoIIken, Berze, Liepmann). Kandinski kämpfte nur für die
zentrale Theorie, bekämpfte aber die zentrifugale Leitung
des Reizes. Andere -jetzt bedeutende und maßgebende
Autoren, wie Kraepelin und auch Kahlbaum, lassen die
zentrifugale wie die zentripetale Auffassung
nebeneinander gelten.

Heute hält man es für erwiesen, daß au&
rein peripheren Ursachen keine Halluzination
zustande kommt, aber eine Mitwirkung von
Störungen wird anerkannt. (In diesem Falle
handelt es sich meistens um Reflexhalluzinationen
.) Nach Kraepelin entsteht die Halluzination
einfach dadurch, daß das Zentrum 2,
Sehzentrum, krankhaft gereizt wird, und dem
Zentrum 3 (Reperzeption, Vorstellungskreis^ ein Bild eingeprägt
wird. Die Wahrnehmung ist nicht vom Vorstellungs-

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