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124 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1922.)
eine Materie, die manchmal sichtbar, immer greifbar, häufig photo-
graphierbar ist, und diese Stoff abgäbe erstreckt sich auf eine mehr
oder weniger große Entfernung, um die bekannten physikalischen Erscheinungen
, wie Klopttöne .Bewegung lebloser Gegenstände, usw. hervorzubringen
. Diese Substanz ist es auch, die unter dem Einfluß einer
herrschenden Idee die mehr oder weniger vollständigen Materialisationen!
bildet, welche die Spiritisten bisher für den Perisprit Verstorbener hielten.
Für die Spiritisten sind die Worte Camiile Fla mmarions noch
weit entmutigender. „Ich weiß nichts, sagt er. Seit dem Jahre
1862 habe ich mich ununterbrochen mit der Erforschung dieser Probleme
beschäftigt, es sind also beiläufig 60 Jahre. Ich muh eingestehen, daß
ich absolut nichts weiß. Nur ein Punkt scheint mir geklärt zu sein,
nämlich, daß in der Mehrzahl der Fälle es sich um bewußte oder unbewußte
Suggestionen handelt. In einigen sehr seltenen Fällen erscheint
diese Erklärung ungenügend - aber durch was dieselbe ersetzen? Ich
weiß es wirklich nicht !"
Geradezu vernichtend für die Anhänger des Spiritismus sind die
Aeußerungen des Professors Charles Richet. Es ist daher sehr wohl
möglich, bemerkt treffend Heuz£, daß das Bekenntnis Richets einiges
Aufsehen erregen wird in jenen Kreisen, die gewohnt waren, sich dessen
Name als Reklameschild zu bedienen.
,,Vor allem muß ich nachdrücklichst erklären, sagt Prof. Rieh et,
daß ich kein Wort vom Spiritismus glaube. Ich glaube an kein spiritistisches
Phänomen, hingegen lasse ich die meisten psychischen Erscheinungen
gelten."
Prof. Richet teilt a1le Phänomene in zwei Kategorien, die zwei
Zweige der Metapsychik bilden. Einerseits die subjektive Meta-
psychik, wozu 99 Prozent aller Phänomene gehören, und anderseits die
objektive Metaps\chik, wozu die Bewegungen ohne Kontakt gehören,
welche sehr selten und die Wirkung 'seelischer Kräfte lebender Menschen
sind.
„Was meine Meinung ist*4 ? fügt Prof. Richet hinzu. „Einfach
folgendes: 1. die menschliche Intelligenz hat Erkenntnismöghchkeiten,
die bisher noch unbekannt sind; 2. zufolge einer unwiderstehlichen Neigung
knüpft diese Erkenntnis an irgendeine Person an, und zwar vorzugsweise
an einen Abgestorbenen. Das ist alles und das ist nicht
viel. Doch mehr kann ich nicht verantworten. Wir stehen vor einem
Dilemma: Entweder kennen wir alle Kräfte der Natur, oder es gibt solche,
die noch unbekannt sind! Die erste Annahme ist absurd, also müssen
wir uns zur /weiten bekennen.'4
Vom Büchertisch.
Dr. Rieh. Adolf Hoff mann, ao. Professor an der ev.-theol. Fak. /u
Wien. Das Geheimnis der Aufersteh ujn g Jesu. Verlag
Osw. Mutze, Leipzig 1921. 8», 107 S. Preis M lo. , geb. M. 21.-
(Porto M. 2- ).
Im Jahre 1920 ersenien „Die leibliche Auferstehung Jesu" von Georg
Sulzer, Ka^sationsgerichtspräsidenten a. D. in Zürich. Leipzig, Oswald
Mutze. Diese kleine Schrift wurde in den „Protestautischen Monatsheften
", 25. Jahrgang 1921, S. 22 f. von Professor Dr. R. A, Hoffmann
-Wien wohlwollend angezeigt. Referent „verweist auf die neueren
und neuesten Beobachtungen solcher Materialisationen, von denen die
Theologen leider bisher in ungerechtfertigtem Mißtrauen nicht genügend
Kenntnis genommen haben". Diesem Mangel sucht das neueste Werk
abzuhelfen: „Das Geheimnis der Auferstehung Jesu" von Dr. Richard
Adolf Hoffminn, Professor an der ev.-theol. Fakultät Wien.
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