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126 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1922.)
Band zwischen Medium und Fluidal scheint unerläßlich zu sein (Hoff-
mann S. 102), aber wie soll- dieses bei den S. 74, 77, 78 angeführten
Beispielen bestanden haben? Mußte es doch in dem letztgenannten
Falle nicht weniger als vier/ig englische Meilen lang gewesen sein!
Auch die Angaben übei die Sichtbarkeit der Materialisationen schwanken.
Letztere sollen sich an der Oren/e der Sichtbarkeit befinden und in
einem früheren Stadium unsichtbar, erst in einem späteren sichtbar sein
(Tischner S. 93; Hoffmann S. 101). Die unsichtbaren Materialisationen
sollen jedoch \on übersensitiven oder hellseherischen Personen, welche
sich in einem leichten 1 ranco/ustand befinden, gesehen werden können
(Hoffmann S. 74, 119). Gerade/u unverständlich ist das gegensätzliche
Verhalten von Teilen, Haaren oder Gewandstücken, welche man den
Phantomen abgeschnitten hat. Da jene in den Ausgai.gskörper zurückkehren
oder sich verflüchtigen, so müßte man erwarten daß aiu*h dijse
abgetrennten Teile verschwinden. Gleichwohl bleibt in einigen Fällen
ihr Schicksal unbekannt (Hoffmann S. 82, 83, 97), gelegentlich werden sie
an dem Phantom sofort erset/t (S. 83), in anderen Fällen bleiben sie
in den Händen der Beobachter zurück und werden mikroskop^ch untersucht
(S. 92, 117). Die Zwiespältigkeit der Erscheinung wird offen anerkannt
(S. 98). Die Untersuchung soll die Masse der S^offneubillungen
als eine organische Substanz erwiesen haben (S. 117), welche aber sonst
unbekannt ist (Tischner S. 93). Sie soll sich feucht, klebrig, kalt,
reptilknaitig anfühlen (Hoffmann S. 117; Tischner S. 95), dam aber
wieder den Eindruck von Musselin, Krepp, Spinngeweben und Schleiern
erwecken (Hoffmann S. 75, 82, 86, 91, 92, 96, 107, 109, 123); sie whd
als organische Fäden und Gewebe mit dem Tasteindruck von Sniiu-
weben, elastischen Champignons und feuchtem Handschuhleder beschrieben
(Tischner S. 94, 101). Seltsam ist, namentlich vom Standpunkt dei
spiritistischen Hypothese aus, daß die Erscheinungen nicht als bloße
menschliche Körper, sondern bekleidet auftreten; bei den Gewändern
spielen Schleierstoffe e»ne hervorragende Rolle, sie sollen aus derselben
Masse bestehen wie die Körperteile (Hoffmann S. 123), wahrend man
von festen Kleidungsstücken wie etwa Helm und Panzer nichts hört
Doch sollten derartige Dinge nicht unmöglich sein. Widersprechen sich
doch die Angaben über die Konsistenz der Phantome nicht minder.
Die einen beobachten das Fehlen jeglicher Konsistenz oder nur einen
ganz leichten Widerstand (Hoffmahn S. 75, 93, Hand), während die
andeien eine feste, ja festeste Konsistenz bis zu der von Schädelknochen
feststellen (Hoffmann S. 81, 93 Gatte; 108, 117; Tischner S. 102), so daß
die Phantome bzw. die Pseudopodien der Medien zu physikalisch-mechanischen
Leistungen befähigt werden (Hoffmann S. 104; Tischner S. 95).
Oesterreich („der Okkultismus im modernen Weltbild'') nimmt ein Starrwerden
derselben nach Analogie der Geschlechtsglieder der Säugetiere
an (S. 104—106). Eine Sonderbarkeit der Phantome besteht auch darin,
daß sie vielfach nur tlächenhaft statt körperlich auftreten (Hoffmann
S. 112, 113f.; Tischner S. 101; Oesterreich S. III); sie dürfte jedoen
für das Verständnis der fraglichen Erscheinungen niebt ohne Wert sein.
In dem dritten Teil seiner Arbeit führt Hoffmann Kundgebungen
Verstorbener vor. Ei bringt hier eine Reihe von Erscheinungen, welche
er nicht anders als durch die spiritistische Hypothese erklären zu können
meint. Doch stehen dem gewichtige Bedenken entgegen. Zunächst
schließt es einen Widerspruch ein, wenn mit der bisher angenommenen
animistischen Ansicht die spiritistische verbunden wird. Denn entweder
ist die Psyche des Mediums oder der Oeist des Verstorbenen der wirksame
Agent; wie aber beide zugleich, miteinander oder durcheinander
wirken sollen, wird nicht ersichtlich. Sodann wird in keinem Falle ein
Identitätsnachweis mit kriminalistischer Strenge geführt, wie ihn Tischner
S. 119 mit Recht fordert. Aus dem bloßen Inhalt der angeblichen
Oeistermitteilungen, wie es gewöhnlich geschieht, kann er jedenfalls
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