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Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 3. Heft. (Marz 1922.)
Spuk in einem Friedhof ereignet. In einem anderen Falle
erschien das [Phantom mit durchschnittenem Hals, ein
Zeichen, das auf Selbstmord oder ein Verbrechen schließen
läßt.
Es bleiben dann 12 Fälle, in welchen die Zeit und örtlichen
Cmsiände nicht mit Gewißheit zu behaupten gestatten,
daß ein Todesfall mit dem Spukort in Verbindung zu bringen
ist. Aber dieser Umstand kann d;e Regel kaum
schwächen. Wie bei anderen Regeln, bestätigen die Aufnahmen
ihre Tragweite indirekt. Uebrigens lassen sich diese
Ausnahmen in \erschiedener Weise erklären: 1. Wenn die
Existenz einer geistigen Welt einmal zugegeben wird, ist
kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß ein geistiges Wesen
bich nicht auch an anderen Orten manifestieren könnte,
als an jenem Ort, wo es einst gelebt hat. Dies würde immerhin
eine Ausnahme bedeuten, da es natürlich ist, zu denken,
daß der Besuch und die Manifestation eines Verstorbenen
sich mit Vorliebe jenen Orten zuwendet, an denen er gelebt
hat. 2. Weil man in seltenen, aber wohl beglaubigten Fällen
den Spuk Lebendei festgestellt hat. 3. Weil es Fälle gibt,
in welchen die „psychometrische" Hypothese als Erklärung
herangezogen werden kann.
Bozzano erwähnt, daß da^ Resultat, das er aus der Statistik
gezogen hat, die Schlußfolgerungen etwas modifiziert,
zu welchen andere Forscher, z. B. Sidgwick, Frank
Podmore, Dr. Maxwell u. a. gekommen sind, und zwar
hinsichtlich des Volksglaubens, daß Spuk mit tragischen
Ereignissen au dem Spukort in Zusammenhang stehe. Aber,
sagt unser Autor, die Statistik beweist wohl, daß die Tatsachen
zwar nicht \ollständig jenen Glauben bestätigen,
wohl abei ihn in der Mehrzahl der Fälle berechtigen. Wenn
die genannten Forscher zu abweichenden Schlüssen gekommen
sind, so rührt dies wahrscheinlich davon her, daß
sie die Fälle der Poltergeister nicht von dem statistischen
Kalkül ausgeschlossen haben, die eine mediumist
i s c h e Erklärung finden. Uebrigens .zeigt die Statistik,
daß, wenn man sich nicht auf die tragischen Fälle beschränken
, sondern auch die gewöhnlichen Fälle in Betracht
ziehen würde, die Schlußfolgerung Bozzanos zu Recht besteht
.
Bozzano fügt weitere interessante statistische Angaben bei.
Unter 311 Phantomerscheinungen wurden 76 identifiziert
und in 41 Fällen, in welchen das Phantom von dem Perzipienten
nicht erkannt wurde, wurde es in der Folge nach
einem Porträt, nach Beschreibungen und der Kleidung
identifiziert.
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