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162 Psychische Studien. XUX. Jahrg. 3. Heft. (März 1022.)
Arbeit erbracht hat, durch die Möglichkeit der Denkübertragung
zwischen Mensch und Tier nicht berührt wird. Es
liegen bei den Tieren lediglich zwei getrennte Erscheinungen
vor, hier eigenes Denken, dort Denkübertragung. Auch an
seinen Pferden — „Muhamed" und „Zarif" —- hat Krall
erfolgreiche Versuche der Denkübertragung ausführen können
, stand aber von einem weiteren Ausbau derselben ab,
um keine Verwirrung in die geistige Erziehung der Pferde
zu bringen, wenn er sie an die telepathische Methode gewöhnte
.
Auch aus der Literatur konnte Krall Beispiele für die
besprochenen Erscheinungen heranführen, so den Hund
eine.- Herrn Kretschmer, den amerikanischen Hund „Roger
", der einwandfreie Erscheinungen der Denkübertragung
zeigte, die vom wissenschaftlichen Untersucher jedoch falsch
gedeutet wurden. Bekannt ist ferner der Fall des Pferdes
„Tripoli" des Prof. Ferrari, bei dessen Leistungen man
ebenfalls Denkübertragung nachweisen konnte, und zwar,
wie Prof. Ferrari meinte, hier auch vom Tier zum Menschen
. Nähei auf diese Fälle aus der Literatur einzugehen,
würde den Rahmen dieser Besprechung überschreiten, erwähnenswert
ist jedoch, daß auch in neuester Zeit bei unterrichteten
Tieren neben echter Denktätigkeit eine Denkübertragung
nachgewiesen werden konnte (Kindermann an
„Lola").
Die wissenschaftliche Bedeutung des experimentellen
Nachweises, daß bei den Tieren neben eigener Denktätigkeit
die Möglichkeit einer Denkübertragung besteht, ist
nach Krall nicht hoch genug zu werten. Man wird folgerichtig
vermuten dürfen, daß nicht nur zwischen Mensch
und Mensch sowie Mensch iund Tier, sondern auch zwischen
Tier und Tier eine solche außer sinnliche Verbindung
bestehen kann. Vielleicht finden wir hier den Weg, der
Erforschung der Tiersprache näherzukommen. Die ersten
Versuche nach dieser Richtung wurden schon vor langen
Jahren in Elberfeld unternommen und scheinen die Hypothese
zu bestätigen, während außerdem Beobachtungen an
Staaten und Schwärme bildenden Tieren darauf hindeuten,
daß eine außersinnliche Verständigung — d. h. ohne Verwendung
der uns bekannten Sinne — der einzelnen Tiere
untereinander erfolgen kann.
Zum Schluß konnte Krall an Hand sehr schöner Lichtbilder
Einblicke in seine Arbeiten im psychologischen Laboratorium
, mit dem „Klugen Hans" und mit seinen eigenen
Pferden geben.
Die Diskussion konnte keine wesentlich neuen Gesichtspunkte
bringen. Prof. Kafka, ein wissenschaftlicher Geg-
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