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Zeitschriftenschau. 171
Hebungen Dr. von Schrenck-Notzings über Materialisations-
phänomene hat .u. a. die Aerztin von Kemnitz triftige kritische
Gründe geltend gemacht, so daß sie trotz ihrer vermeintlichen Exaktheit
dem Zweifel nicht standhalten."
Eine derartig flüchtige Entgegnung würde Weygandt seinem Praktikanten
vor die Füße werfen, denn die laienhafte Arbeit der Aerztin
ist längst widerlegt Aus Europa, Asien, Afrika und beiden Amerika
liegen eine Fülle von Beweisen für die Tatsächlichkeit des Materiali-
satioinsphänomens 7. T. seit Jahrzehnten vor.
Ein Berliner Kreis hat es sogar erreicht, daß sein Medium einem
der kritischsten Köpfe unter den hiesigen Forschern den Vorgang
wiederholt ad oculos demonstrierte. Verschiedene erfahrene Aerzte
stehen mit dem Herausgeber für die Tatsächlichkeit ein und gedenken,
noch mehr vorurteilsfreie Forscher davon zu überzeugen.
Was sich die psychische Forschung jedoch verbittet, ist, daß die
Wissenschaft vor das Forum der Ignoranz gezerrt wird. Kr.
b) Okkultistische Fachpresse«
Die Lotus - Blätter des rührigen Münchener Verlegers Otto Wilhelm
Barth haben in neuer Aufmachung ihren zweiten Jahrgang mit
dem „mystischen Glockenschlag" begonnen. Das Heft ist wesentlich
auf die Brüderschaft vom R o s e n k r e u z, die ja eigentlich seit vielen
Jahren in Deutschland erloschen ist, psychisch eingestellt Außerdem berichtet
Peryt Shou über das Vorbild des Jünglings von Najin im ägyptischen
Totenbuch unter dem Thema „Das Mantram als Auferweckungs-
formel aus dem Tode." Auch Otto von Bressensdorfs Ausführungen
über den Maya-Kult werden interessieren, insbesondere Kreise,
denen schöne Jünglinge naheliegen, wie sie hier den Gott Tezcatlipocas
vertreten müssen. Kr.
c) Tageszeitungen und neutrale Zeitschriften.
Die Weissagung des Malacchia betreffend den neuen Papst läßt
die ,,Vossische Zeitung" von ihrem römischen Berichterstatter in
Nr. 49 (vom 29. Januar) behandeln, da ihre Berliner Mitarbeiter noch
auf den offiziellen Skeptizismus vereidigt gehalten werden, wie z. B. die
Acußerungen von Prof. Hildebrand beweisen. Die Eigentümlichkeit
der Weissagungen des Mönches Malacchia beruht darin, daß
er für jeden Papst einen Sprach geformt hat, dessen Sinn Leben und
Sendung der einzelnen Kirchenhäupter enthält. Es trifft sich, daß tatsächlich
diese Sprüche in der nachträglichen Auslegung sich mit den
Ereignissen deckteji, und so haben sie für das Volk, das fest
an sie glaubt, nur an Bedeutung gewonnen.
Für Pius IX. hatte der Cisterzienser Prophet den Spruch geschrieben
: „Crux de cruce", also „Kreuz vom Kreuze". Pius IX. war
der Papst, der im Kampfe mit dem vereinigten Italien unterlag und
die weltliche Macht abtreten mußte. Nichts war leichter, als in dem
Spruche die Andeutung der Mühsal zu finden, die Pius IX. vom Hause
Savoyen erleiden mußte, dessen Wappen bekanntlich ein Kreuz
tiägt. Leo XIII. widmete Malacchia das Wort: „Lumen in Coelo".
Hier gehen die Deutungen auseinander. Das Volk drängt ja, daß man
diesen Papst heilig spreche, und so würde er ein „Licht am Himmel"
werden. Andere behaupten, der Spruch beziehe sich nur auf da* Wappen
des Papstes, das tatsächlich einen strahlenden Kometen
auf blauem Grunde aufwies.
„Ignis ardens" stellte der Prophet dem Leben Pius X. voran. Man
wußte zunächst nicht, wie man das auslegen sollte. Dann, als der Papst
seinen erbitterten Kampf gegen den Moderoismus aufnahm, erkannte
man, was dieses „flammende Feuer" zu bedeuten hätte.
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