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198 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1922.)
Sie bieten deswegen eine wichtige Ergänzung zum Studiuni
diese b Zweiges der Parapsychologie. Daher sollten berufene
(Jolehite, Aerzte und naturwissenschaftlich vorgebildete Personen
, denen der Zufall Gelegenheit bietet, Spuk beobachten
7\\ können, die einzelnen Vorkommnisse sorgfältig protokollieren
, analysieren und dieselben auf jede mögliche Weise
durch Zeugen oder auch, wenn möglich, durch Registrierapparate
{Photographie usw.* festzustellen suchen, um sie
dann in den Fachzeitschriften zu publizieren. Ein solches
kritisch geprüftes und gut gesichtetes Beobachtungsmateiial
könnte nur dazu beitragen, etwas mehr Licht auf dieses interessante
Gebiet bisher unerklärlicher Phänomene zu werfen.
Replik«
Von Sanitätsrat Dr. Carl Bruck, Berlin,
,Es bleibt immer eine sehr gefährliche und Wissenschaft
lieh verpönte Methode, unbequeme Aeußerungen so lange
zu deuten, bis sie aussagen, was man wünscht/* sagt Herjr
Prof. Ludwig in seiner „Antikritik" (,,Psych. Stud." 22,
Heft 1) zu meinen „Kritischen Bemerkungen** („Psych.
Stud. 21, Heft 10]. Ich halte diese These für nur >ehr bedingt
richtig. Natürlich ist die Methode des „Solange-
deutens** bei dem Kritisierten recht verpönt, für den Kritiker
aber ganz und gar nicht gefährlich, wenn es ihm nur gelingt
, durch seine Betrachtungsweise den unbeteiligten Leser
zum Schlüsse zu überzeugen. Zwingender ist allerdings zur
Beweisführung die Sprache der Tatsachen selbst. Heute
begnüge ich mich mit einer einzigen, bereits früher unterstrichenen
und jetzt nur neu zu bewertenden, einmal, um
Wiederholungen zu vermeiden, dann aber, weil sie zur Aufhellung
der Situation völlig ausreicht. Es ist die Tatsache,
daß der Pfarrer vom Beginn bis zum Schluß seines Erlebnisses
im Bett lag und nach seinem Abschluß liegen blieb.
Um was handelt es sich denn eigentlich?
Ein Pfarrer erteilt früh morgens einem auf den Tod
liegenden Greise die Sterbesakramente. Am selben Abend
hat er sich um V210 Uhr eben zu Bett gelegt und hält sich
für völlig wach, als er Schritte auf das Pfarrhaus zu hört,
das Läuten der Hausglocke, das Oeffnen der Haustür, Tiitte
auf der Treppe und dann seine Schlafzimmertür aufgehen
und* den Todeskandidaten im Hemd vor sich sieht, der ihn
dringend bittet, mitzukommen und ihn nochmals zu vergehen.
Der Pfarrer weigert sich mit guter Motivierung, und nac h
etwa dreiviertelstündigem Hin- und Herreden verläßt der
todkranke Mann jammernd, im Hemd, allein wieder das
Pfarrhaus, während der Pfarrer ruhig in seinem Bett Hegen
bleibt, onne sich weiter um den sterbenden Mann zu küm-
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