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Peter: Ernest Bez/ario: „tes Ptienomenesde Hantise".
201
Ernest Bozzano: „Les Ph6nom£nes de Hantise"
(Spukphänomene).
Referat von Josef Peter, Generalmajor a. D.
(Schluß von 136.)
Dieser Versuch macht das Werk Bozzanos außerordentlich
wertvoll, ja unentbehrlich für jeden, der dem Studiuni
des interessanten Problems näher treten will. Es ist selbstredend
unmöglich, die Beweisführung und die Schlußfolgerungen
des Autors im Rahmen einer kurzen Besprechung
darzustellen — das Buch enthält 310 Seiten —;
nur auf einige besonders interessante Ausführungen sei aufmerksam
gemacht mit dem Wunsche, dem schönen Werk
Bozzanos Freunde und eine Uebersetzung ins Deutsche,
zu gewinnen.
Bozzano spricht am Schlüsse seiner Betrachtungen über
die phantomatischen Spukerscheinungen von Tierphantomen
, ein Thema, das in den übrigen Schriften über Spuk
nur selten erwähnt wird. Letzteres rührt von der Tatsache
her, daß Phantome \on Tieren nicht dieselbe Beweiskraft
haben, wie jene von menschlichen Gestalten, denn einerseits
ist es schwieriger, sie von reinen Halluzinationen zii
unterscheiden, und anderseits ist oftmals die Möglichkeit
denkbar, daß sich der Perzipient getäuscht hat und ein
wirkliches Tier sah. Bozzano hat sechs Fälle gesammelt,
für die die genannten Einwendungen wenig wahrscheinlich
sind. So z. B. wurden Tierphantome kollektiv gesehen und
auch zeitlich nacheinander von zahlreichen Personen. Ein
interessanter Fall ist dem Journal' der englischen Gesellschaft
für psychische Forschung (Vol. XIII, p. 256) entnommen
. Er sei hier mit kurzen Worten erwähnt:
Am 2. November 1907 erwartete ein Maler in seinem
Atelier eine Dame. Inzwischen kam der Milchhändler, und
der Maler, Mr. Pittmann, ging in den Garten, um ihm zu
öffnen. Nachdem er den Händler entlassen und die Pforte
wieder geschlossen hatte, warf er einen Blick auf die Straße
und sah die Dame mit Malutensilien unter dem Arm ankommen
. Ihr folgte ein dickes, weißes Schwein, mit langem
Rüssel. Mr. Pittmann eilte in das Atelier und teilte es seinem
dort anwesenden Freunde lachend mit. Als nun die Dame
ankam, sagte der Maler, wo sie ihren Begleiter gelassen
hätte. Die Dame wußte nichts von dieser sonderbaren
Begleitung. Man suchte die Umgebung ab, fragte auch
am nächsten Tag den Milchhändler, welcher der Dame begegnet
war — umsonst. Niemand hatte das Tier gesehen
und im ganzen Dorfe war kein weißes. Schwein. Eine Umfrage
im Orte aber ergab, daß man seit langer Zeit erzähle,
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