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Peter: Einest Bozzano: „Les Phenomenes de Hantise". 203
aufstehen und die Wäsche abnehmen, was sie aber trotzdem
nicht tat und im Gegenteil schließlich doch einschlief.
Die automatische Handlungsweise der Spukphantome ist
also kein Grund, den spiritistischen Ursprung des Phänomens
zu leugnen; sie ist im Gegenteil ein guter Beweis
zugunsten der Hypothese, die die Spukphänomene als telepathische
Phänomene betrachtet, die ihren Ursprung in den
Gedanken der sich manifestierenden Verstorbenen haben.
Der erwähnte Parallelismus erstreckt sich auf sehr viele
charakteristische Züge in den phantomatischen Phänomenen
. Es sind Fälle bekannt, in welchen das Spukphantom
offenbar sich der Umgebung bewußt ist, in der es sich
befindet, wie dies bei manchen Erscheinungen Lebender
bemerkt wird. Auch die Wiederholung einer Erscheinung
finden wir bei den telepathischen Phänomenen. Dies bestätigt
die Hypothese, daß es sich in beiden Erscheinungsreihen
um telepathisch-halluzinatorische Projektionen eines
Gedankens handelt, der wiederholt auf die betreffende Oert-
lichkeit gerichtet ist, seien nun diese Gedanken solche eines
Lebenden oder eines Verstorbenen.
Der halluzinatorische Charakter des Phantoms geht in
beiden Erscheinungsreihen - Lebende und Spukerscheinungen
- aus dem Umstände hervor, daß die Türen
scheinbar durch das Phantom geöffnet werden, während
dieselben in Wirklichkeit geschlossen sind. Uebrigens ist
zu bemerken, daß bei den telepathischen Erscheinungen
unter Lebenden Fälle bekannt sind, in welchen Türen durch
das Phantom geöffnet wurden.
Die Analogie in den Erscheinungsreihen zeigt sich in
allen Stadien der Erscheinung Lebender, d. h. nicht nur
wenn der Agent lebend und gesund ist, sondern auch wenn
die Telepathie mit dem Tode des Agenten zusammentrifft
oder bald nach dem Tode erfolgt. Auf diese Weise entsteht
jene fortlaufende Erscheinungsreihe, die die der telepathischen
Phänomene der Lebenden und Toten verbindet
und die telepathischen Phänomene und die Spukerscheinungen
deutlich als desselben Ursprunges zeigt. Es ist
eine bemerkenswerte Tatsache, daß die telepathischen
Manifestationen der Lebenden und Toten
sich nicht unterscheiden. Von diesen Erwägungen
ausgehend, kommt Bozzano zu der Ansicht,
daß die eigentlichen Spukerscheinungen zum großen Teil
durch die spiritistisch-telepathische Theorie erklärt werden
können. Wie schon erwähnt, kann es sich um eint* unbewußte
Auswirkung der Gedanken des Abgeschiedenen
handeln, denn wir sehen ja dieselbe Erscheinung bei der
Telepathie Lebender, die in den meisten Fällen unbewußt
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