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Peter: Eni est Bozzano: „Les Phenomenes de Hantise". 207
rung, die der Tod gebracht hat, nicht bewußt wird. Hyslop
berichtet von einer Frau, die in der Angst vor der ihr
drohenden Verarmung starb und nach dem Tode die gleiche
Angst zeigte. Hyslop sagt: Dies ist ein klares Beispiel von
der Fortdauer der mentalen Zustände, die der Agonie vorangingen
; es entspricht dies dem, was wir unter einem ,»erdgebundenen
Geist" verstehen, und zeigt uns die charakteristischen
Merkmale, die man in Spukhäusern beobachtet
. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß ein gewaltsamer
Tod den Geist in eine gleiche Verwirrung versetzt,
wie sie bei Lebenden durch eine heftige moralische Erschütterung
(schock) erfolgt. Indes räumt Prof. Hyslop
selbst ein daß diese anscheinende Dementia nicht bei allen
sogenannten „erdgebundenen Geistern4* vorhanden sein muß.
Im Gegenteil, es gibt Fälle, welche darauf hinweisen, daß
„erdgebunden" auch manche scheinen, welche im Leben
einzig an irdischen Dingen gehangen haben und jetzt ebenfalls
für jede höhere geistige Regung unempfänglich bleiben.
Auch F. W. M y e r s erklärt: *) „Wir haben kein Recht,
anzunehmen, daß ein Verstorbener nur aus dem einfachen
Grunde, weil er tot ist, die Dinge von einem höheren Standpunkte
aus sieht, oder daß er sofort von allen Sorgen, aller
Angst, jedem Vorurteil und dem Aberglauben seines Irdischen
Lebens befreit ist. In Wirklichkeit läuft alles darauf
hinaus, glauben zu lassen, daß das Phänomen der Erscheinungen
einer ähnlichen Sache zuzuschreiben ist, wie Vorherrschaft
einer posthypnotischen Suggestion. Darum erscheint
das Phantom so oft erfüllt von einer einzigen Aufgabe
, die eine in der Mentalität des Lebenden wurzelnde
Idee zeigt, oder es ist gänzlich eingenommen von den Gedanken
, die im Moment des Todes herrschten. Es ist z. B.
ganz begreiflich, daß ein ermordeter Mann fortfährt, zu
denken, daß er auf solche Weise nicht hätte sterben sollen,
da sein Leben für seine Familie noch so notwendig gewesen
wäre. Und wenn unter diesen Umständen sein Phantom
in seinem Hause gesehen wird, müssen wir g^wiß nicht
daraus schließen, daß sein Geist „erdgebunden" ist, sondern
vielmehr, daß seine Gedanken unwiderstehlich an den Fleck
Erde zurückkehren, wo er sich noch hingehörig denkt."
Bozzano weist in dieser Frage sehr mit Recht auch auf
die Schriften des Dr. Justinus Kerner über die „Seherin von
Prevorst" hin. Die supranormalen Manifestationen derselben
zeigen einen gemischten Charakter; zum Teil sind
sie mediumistisch, zum Teil Spukphänomene. Die Seherin
spricht von „leidenden Seelen", die ihr mittelen, daß sie
*) Froceedißg* Vol. VT.
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