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Peter: Ernest Bozzano: „Les Phenomenes de Hantise". 2U
Betrug, ein Verdacht, der sich doch nur in sehr seltenen
Fällen bestätigt fand. Wissenschaftliche Forschung hat
wiederholt festgestellt, daß diese Spukphänomene auf genau
beobachteten Tatsachen beruhen. Man muß selbstredend
auf der Hut sein, bemerkt Bozzano, um so mehr, wenn man,
wie Dr. Maxwell betont, bedenkt, daß die Phänomene unter
Umständen gemischter Natur sein können, wie dies so
häufig bei professionellen Medien und Somnambulen beobachtet
wird.
Als weitere charakteristische Merkmale dieser Phänomene
führt der Autor ihre Gleichartigkeit zu allen Zeiten und bei
allen Völkern und ihre kurze Dauer an. Letztere ist der
Grund, der Bozzano zu der Ansicht führt, daß nicht die
Gegenwart der sensitiven Person allein es ist, die die
Phänomene auslöst; es muß eine „g e 1 e g e n 11 i c h e" und
eine „lokale4, Ursache hinzukommen. Die erstere ist nicht
genau zu bestimmen, ausgenommen die Manifestationen
scheinen mit einem Todesfall in dem Spukhause im Zusammenhang
zu stehen. Was die lokalen Ursachen betrifft,
so weist Bozzano auf die Tatsache hin, daß die Phänomene
sofort aufhören, wenn die Sensitive aus dem Hause entfernt
wird, und wiederkehren, sobald die Sensitive zurückkommt,
ferner, daß die Manifestationen der Sensitiven nicht in ihr
neues Heim folgen. Worin dieser lokale Einfluß besteht,
ist schwer zu sagen. Der *Autor nimmt an — um den Kreis
der natürlichen Erklärungen nicht zu verlassen —, daß in
dem Räume Ströme einer unbekannten Energie sich befinden
, die sich mit den ,,telekinetischen" Ausstrahlungen
der Sensitiven kombinieren und so die Phänomene
veranlassen. Die dirigierende Intelligenz wäre in der Erscheinung
einer ephemeren Persönlichkeit zu suchen, nämlich
jener des Unterbewußtseins der Sensitiven. Indes diese
Hypothese ist nicht in allen Fällen stichhaltig, so z. B. nicht
in den Fällen, in denen die Manifestationen die Form einer
Verfolgung böswilliger Art annehmen, und Bozzano neigt
zu der Ansicht, daß man in solchen Episoden auf die spiritistische
Hypothese zurückgreifen müsse. Der Einwand,
daß man nicht verstehen könne, warum der Spirit nicht
dem Medium folgen könne, wenn letzteres eine andere Behausung
wählt, würde mit Rücksicht auf den bestehenden
lokalen Einfluß hinfällig erscheinen. Bozzano macht hierbei
auf die bekannte Tatsache aufmerksam, daß ja auch
bei den Experimentalsitzungen mit Medien der Raum eine
gewisse Rolle spielt. Uebrigens bemerkt der Autor, daß
bei dieser Gattung von Spukphänomenen, wie in den me-
diumistischen Sitzungen wohl Phänomene animistischer
Natur sich mit den spiritistischen Manifestationen mischen.
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