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212 Psychische Studien. XL1X. Jahrg. 4. Heft. (April 1922.)
Auch die Hypothese des Prof. Sir William Barrett
führt Bozzano an, nach der es nicht ausgeschlossen wäre,
daß die Phänomene der Poltergeister gewissen Intelligenzen
der unsichtbaren Welt, vielleicht böser, vielleicht rudimentärer
Art zuzuschreiben wären. Ferner die Hypothese, die
i\lex* A ksakow für wahrscheinlich hielt, und die von
Vincent Cava Iii und Prof. Tummolo verteidigt wurde.
Diese Hypothese nimmt an, daß das bich in den Manifestationen
mitteilende Wesen die Energie einem Medium, das
entfernt von dem Spukort ist, und ohne dessen Bewußtsein
entnimmt. Und in der Tat, man kennr aus dem Mediumismus
Fälle, die zeigen, daß die mediumistische Energie
auch aus der Entfernung übertragen werden kann. —
Wie man sieht, man hat die Wahl unter verschiedenen
Hypothesen, die einzeln genommen allerdings nicht die
Gesamtheit der Manifestationen befriedigend erklären.
Ich selbst bin der Anschauung, daß auch die Spukphänomene
, die wir unter dem Namen „Poltergeister" zusammenfassen
, nur durch die spiritistische Hypothese in
befriedigender Weise zu erklären sind. Der Hauptgrund,
der mich zu dieser Ansicht gebracht hat, liegt in der hohen
Unwahrscheinlichkeit, daß der Agent der Manifestationen
im Unterbewußtsein der Sensitiven zu finden
ist. Der Parallelismus zwischen den spontanen Spukphänomenen
und den mediumistischen Sitzungen ist nur scheinbar
. In den mediumistischen Sitzungen ist die Psyche des
Mediums völlig auf die Phänomene, die zu erwarten sind,
eingestellt. Es befindet sich in hypnotischem Schlaf (trance)
oder wenigstens in einem larvierten Zustand. Das Wachbewußtsein
ist gänzlich unterdrückt. Das Medium hat nach
dem Erwachen keine Erinnerung. Um das Medium bildet
sich ein Teilnehmerkreis, der sog. Zirkel, der ebenfalls
psychisch eingestellt ist und die Phänomene erwartet. Derselbe
ist möglichst harmonisch gebildet. Man ist bestrebt,
in voller Ruhe und mit klarem Verstände den Dingen, die
da kommen sollen, entgegenzusehen. Alles wird vermieden,
was von dieser geistigen Ruhe ablenken könnte, mit anderen
Worten, auch der Zirkel hält sich völlig passiv. Der
Sitzungsraum ist nicht groß; man schließt das Tageslicht
aus und bleibt im Dunkeln oder benützt rotes künstliches
Licht.
Die telekinetischen Phänomene werden, wie Professor
Morselli und jüngst der englische Ingenieur Crawford festgestellt
haben, durch Effloreszenzen aus dem Körper des
Mediums, sog. pseudopodienartige Prolongationen ausgeführt
. Hierbei ist der mediale Wirkungskreis sehr be-
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