Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 225
(PDF, 191 MB)
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Wallis: Der Traum als Wirklichkeit.

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unserem Sinne auch recht, denn wirkliche 1000 Mark sind
nach unserer Begriffsbestimmung ein Ding, was nach dem
Begriff von 1000 Mark auf jemand „wirkt", und die fehlenden
1000 Mark wirken ja auf unseren Mann ganz kräftig,
so kräftig, daß er infolge dieser Wirkung schlaflose Nächte,
Sorgen und Angstanfälle hat. Die Sache ist nur die, daß
er nicht die sinnliche Wirklichkeit der 1000 Mark hat,
womit ihm in diesem Falle freilich allein gedient wäre. An
und für sich aber wirkt die Idee der 1000 Mark geradeso
gut auf unseren Mann wie der gedruckte Tausendmarkschein
, nur in einer anderen Weise, hat also dieselbe „Wirklichkeit
" wie jener. Man wird sagen: Mit einer solchen
idealen Wirklichkeit ist uns aber nicht gedient, denn mit
einem gedachten Tausendmarkschein kann man seine Schulden
nicht bezahlen; dies ist richtig; für den Augenblick der
praktischen Bezahlung ist allerdings die sinnliche Wirklichkeit
der 1000 Mark die entscheidende. Andererseits kommt
die stoffliche Wirklichkeit der 1000 Mark gar nicht zustande
ohne die vorangehende ideale Wirklichkeit, welche sozusagen
die Mutter der sinnlichen ist. Wenn die Reichsdruckerei
nicht den Begriff der 1000 Mark recht wohl gegenwärtig
und im Auge hätte, so würde kein Tausendmarkschein
ihre Pressen verlassen! Eine wie starke Wirklichkeit
gerade in Geldangelegenheiten die Idee ist, ergibt sich
aus der allbekannten Tatsache, daß manche Menschen sich
Tag und Nacht abrackern, um des ersehnten Reichtums
wiiien, ja zu diese.m Zwecke über Leichen gehen und zu
Wucherern und Mördern werden. Als welche furchtbare
Wirklichkeit empfinden wir in diesen Tagen die Milliarden-
Eipressungsidee Trankreichs! Jede Idee ist eine übersinnliche
Wirklichkeit.

Ja, es kann leicht dahin kommen, daß die mit Unrecht
* so genannte „bloße Idee" oder „Vorstellung** viel wirklicher
ist als die sinnliche Wirklichkeit. Der verstorbene
Vater eines Jünglings hat vor Jahren zu diesem ein ernstes
Wort gesprochen. Der Sohn schlug es leichtsinnig in den
Wind. Nach Jahren wird in einer Schicksalsstunde jene
Szene in der Erinnerung des jungen Mannes lebendig. Die
Gestalt des verstorbenen Vaters steht mit greifbarer Deutlichkeit
vor dem inneren Auge des Sohnes, und wie mit
Donnerton klingt jenes Mahnwort jetzt in die Seele des Erschrockenen
. Wie ist hier das Wirklichkeitsverhältnis? Wir
werden sagen müssen: Die „bloße" Vorstellung, das „bloße"
Erinnerungsbild des Vaters ist in diesem Augenblick viel
wirklicher, als es damals der lebende Vater in seiner sinnlichen
Erscheinung war. Der Verstorbene ist lebendiger
als der Lebende, einfach darum, weil der Verstorbene in

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