Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 230
(PDF, 191 MB)
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230 Psydiisdie Studien. XLIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1922.)

traumlosen Schlafes unterbrochen werden. Da solche leeren*
traumlosen Stellen in der Erinnerung natürlich ausfallen, so
rücken in dieser die in sich geschlossenen, aber verschieden
gestimmten Traumreihen unmittelbar aneinander, wodurch
natürlich der Eindruck des Zusammenhangslosen und Abrupten
entstehen muß.

Die geringere Dignität der Traumwirklichkeit im Vergleich
mit der Wachwirklichkeit wird vielfach auch behauptet
auf Grund deb angeblichen Ausfalles der Logik im
Traum. Nun scheint es allerdings unlogisch zu sein, wenn
sich im Traum mein Freund A. plötzlich in meinen Freund
B. und dieser sich ebenso plötzlich in einen Neufundländer
verwandelt. Doch darf nicht vergessen werden, daß dieses
Urteil über die Alogität jenes Geschehnisses lediglich vom
Standpunkt der Wacherfahrung aus gefällt wird. In dieser
allerdings wäre jener Vorgang unlogisch. Es ist aber doch
mindestens fraglich, ob man die Logik des Wachlebens ohne
weiteres auf das Traumleben übertragen muß. Jedenfalls
kommen uns solche Verwandlungs Vorgänge und ähnliche
Alogitäten im Traume ganz natürlich und insofern vernünftig
vor, und man könnte von hier aus zu der Annahme gelangen,
daß der Traum neben seiner eigenen Wirklichkeit auch
seine eigene Logik hat. Immerhin aber würde man zugeben
müssen, daß die Logik des wachen Bewußtseins der des
träumenden überlegen ist.

Weiterhin wäre in Rechnung zu ziehen, daß die Traumwirklichkeit
durchweg vergänglicher und wertloser ist als
die Wachwirklichkeit. Allerdings darf man die Vergänglichkeit
der Traumgeschehnisse nicht schlechthin gegen die
Ereignisse des wachen Lebens ausspielen, denn auch diese
sind bekanntlich vergänglich genug. Die Freude über einen
erträumten Lotteriegewinn ist so kurz wie die eines entsprungenen
Sträflings, den man schon auf dem Gefängnishofe
wieder faßt, aber die Freude über einen Geldbrief, den
der Postbote dem Wachenden bringt, müssen wir nur allzubald
, und zwar zu unserm bedeutenden Nachteil, mit Fleischern
, Holz- und Kohlenhändlern teilen. Immerhin ist es
aber doch ein Unterschied, ob mir mein Pelz im Traum
oder im Wachen gestohlen wird, denn *der Länge meines
Aergers über den gehabten Verlust wird doch im Wachzustande
eine ganze Portion Ellen hinzugesetzt.

Endlich scheint auch die Moral des Träumers der des
Wachenden nachgeordnet zu sein. Der Träumer ist Egoist.
Das liebe Ich steht im Traume entschieden im Vordergrund.
Der Träumer hat eine Art Drehkrankheit um sich selbst.
Man wird sich nicht so leicht erinnern, im Traume selbstlose
Handlungen geübt zu haben. Möglich, daß ein alter


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