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234 Psychische Studien. XLIX Jahrg. 4. Heft. (April 1922.)
die uns durch den Vorgang selbst, die kinematographische
Abwicklung des Ganzen, nahegelegt wird. Es ist das sog.
Geistertheater, d. h. die magische Auswirkung gewisser Vor-
gänge aus früherer Zeit in der Phantasie eines der Agenten,
auch wenn dieser gestorben ist, so daß der ganze Vorgang
auch Lebenden sichtbar wird. Bemerkenswert ist dabei nur,
daß derartige Erscheinungen entweder an bestimmte Oert-
lichkeiten auch in der freien Natur gebunden sind (wie z. B.
bei dem in den Ps. St. berichteten Spuk in Tnanon) oder
sich in geschlossenen Räumen, wie z. B. in dem von Du Prel
(der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits 3 p. 152) erwähnten
alten Schlosse abspielen. Bei unserem Bericht ist
nun weder das eine noch das andere der Fall, und ein
Leichenzug ist ein so gewöhnlicher Vorgang, daß man nicht
einsieht, warum dieser auf solche Weise in der Erinnerung
eines der Teilnehmer wiedergegeben werden soll+e, zumal
an einer Stelle, die ebenfalls nicht im geringsten etwas
Ungewöhnliches hat. Es bleibt also, solange wir keine
bessere Erklärung für solche Erscheinungen haben, nur
noch die der Kollektivhalluzination, auf die wir auch durch
die früher erwähnten Umstände (Todesahnung, Sage) hingewiesen
werden. Wir müssen also annehmen, daß die
Wahrnehmung zwar von dem Unterbewußtsein einer der
beiden Personen ausging, aber zuerst dem Tiere bewußt
wurde, auf dessen Unterbewußtsein sie sich übertragen
hatte; erst dann wurde sie auch den Personen bewußt, von
denen sich die Ueberlebende, die im übrigen einen durchaus
verständigen und nüchternen Eindruck macht, noch
heute c'es Vorganges in allen Einzelheiten zu erinnern weiß*
Anmerkung zu S. 233, Z. 7 v. o.
So weit ich mich erinnere, war das der Ausdruck, den
die Frau von dieser Wahrnehmung brauchte, und ich möchte
darauf noch besonders hinweisen, da dieser auch sonst bei
ähnlichen Berichten vorkommt: auch der Bauer in dem
von Prof. Ludwig mitgeteilten Erlebnis, das im Febr.-Heft
1921 von anderer Seite besprochen worden ist, „stampft"
auf demselben Wege wieder hinaus, auf dem er gekommen
ist. _ „ H.
Meinungsaustausch.
Die kryptographische Methode zur Verificieraog der
spiritistischen Hypothese.
Von Dr. med. R. Tischner.
In Nr. 12, 1921, auf Seite 694 ff. erörtert Herr Aurich
die Frage, ob eine Methode möglich sei, um die spiritistische
Hypothese einwandfrei zu beweisen. Er schlägt
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