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Vom Büchertisch, 239
Unter den vielen in der gegenwärtigen Hochflut der okkultistischen
Literatur erscheinenden Büchern ist Lamberts Buch ganz besondersrühmend
hervorzuheben, als eine Schrift, die sich für den Gebildeten
aller Stände vorzüglich eignet, in das vielumstrittene Gebiet des Okkultismus
und Spiritismus raschen und umfassenden Einblick zu gewinnen.
Der reiche Inhalt des Buches, der alle Zweige der okkultistischen Forschung
berührt, die klare und verständliche Sprache, frei von jeder
Phrase und dem üblichen ermüdenden Beiwerk sog. Gelehrsamkeit,
die vorurteilslose Betrachtung der Tatsachen — all' das sind Vorzüge,
welche der Schrift Lamberts einen großen und dankbaren Leserkreis
verschaffen werden.
Der Autor ist in die Dinge tief eingjedrungen und hat sich ein
selbstständiges Urteil gebildet, das er mutvoll auch den Gegnern gegenüber
vertritt Es ist ein großes Verdienst des Buches, die Behauptungen
der Gegner aul ihre Stichhaltigkeit geprüft zu haben und zu zeigen,
mit welcher Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit unsere Gegner vorgehen
und Tatsachen in ein Licht setzen, das sie für ihre Ansichten
günstig beleuchtet Lambert weist treffend nach, wie Männer der
offiziellen Wissenschaft (Prof. Dessoir, Lehmann, Moll und einige dii
minorum gentium) Berichte nach ihren Gutdünken ausdeuten und aus
Feststellungen hervorragender Experimentatoren Bruchstücke entnehmen,
die, aus dem Zusammenhang gerissen, selbstredend nicht mehr das Gewicht
eines Beweises haben, usw. Lambert hat dies sehr gut gelegentlich
der Darstellung der Experimente Prof. Zöllners mit Slade nachgewiesen
, und man muß staunen, wie leicht es sich Kritiker wie
Lehmann und Baerwald gemacht haben. Es ist hohe Zeit, daß der auf
diese Weise arbeitenden Sfceptik ein Halt geboten wird, und man
diesen Kritikern in gutem Deutsch die Wahrheit sagt, um so mehr, als
sie sich in letzter Zeit einer beleidigenden Sprache bedienen und sich
nicht scheuen, ernsten Forschern, welche nicht gewillt sind, sich mit
abgehausten Ideen des Materialismus und Monismus einverstanden zu
erklären, mit Hohn und Spott zu begegnen!. Es muß Immer wieder
gesagt werden: Die Tatsachen sind nicht mehr aus der Weit zu
schaffen, Phänomene vom*, einfachen Klopflaut bis zur Materialisation
ganzer Gestalten sind einwandfrei als echt festgestellt worden. Wer
dies leugnet, ist ein I gl n o r a n t in dem Gebiete des Okkultismus,
auch wenn er in seinem Lebensberuf ein Licht dieser Welt ist und den
Professoren- und Doktortitel führt
Der Leser des Lambertschen Buches findet in anziehender Form
den alten Kampf auf diesem Gebiete vorgeführt. Nicht nur die Ereignisse
der früheren Periode von Hydesvilie bis zur berühmten Eusapia
Paladino werden in Betracht gezogen — auch die neuesten Erscheinungen
, die hochaktuellen Forschungen des Barons Schrenck-Notzing,
des Ingenieurs Grunewald und des englischen Ingenieurs Crawford sind
eingehend und doch in knapper Form behandelt Alles in allem, ein
Budi für das gebildete Volle geeignet und ein willkommener Führer
für jeden, der sich für Okkultismus und seine Phänomene interessiert,
aber nicht die Zeit und nicht die Gelegenheit hat, sich Belehrung in
dickleibigen Bibliotheksbänden zu suchen. —
Josef Peter, Generalmajor a. D.
Dr.M.Kemmerich, Prophezeiungen. Verlag A. Langer, München,
brosch. M. 48.—.
Was dieses Werk Kemmerichs für die okkulte Forschung, ja für die
Wissenschaft überhaupt bedeutet, braucht hier nicht ausgeführt zu werden.
Erfreulich ist es jedenfalls, daß bereits die 3. Auflage erscheinen konnte.
Hat doch der Verfasser vor allem das große Verdienst daß er zum ersten
Male das zeitliche Fernsehen wissenschaftlich bewiesen hat, indem der
Wert dieser Prophezeiungen an der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemessen
wird. Neben dem vielen Bekannten, das schon die früheren
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