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Peter: Dr. A. Freiherr v. Schrenck-Notzing, Biographie. 243
Reihe hervorragender Schöpfungen dieses Meisters verdanken
ihren Ursprung der Anregung, die er aus diesen
Sitzungen schöpfte. Näheres hierüber in dem warm empfundenen
Nekrolog: „Albert von Keller als Malerpsychologe
und Metapsychiker" von Dr. Freiherrn von Schrenck-Notzing
(Leipzig Mutze 1921, mit 15 Abbildungen).
Seine Beschäftigung mit den metapsychischen Problemen
brachte v. Schrenck schon in seiner Studentenzeit auch
in persönliche Berührung mit den Philosophen Lazar von
Hellenbach und Eduard von Hartmann, dessen philosophische
Anschauungen einen nachhaltigeren Einfluß auf ihn
ausübten als diejenigen du Preis.
In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt
die naturwissenschaftliche methodische Erforschung
okkulter Probleme, zu denen damals noch das verpönte
und angefeindete Gebiet des Hypnotismus gehörte.
Zwar lagen schon die sensationellen Beobacfttungen von
Crookes mit dem Medium Miß Cook und die Arbeiten
von Braid, Liebeault und Richet über Hypnose und Somnambulismus
vor. Aber erst in dieser Periode entbrannte
der große Kampf der Charcotschen gegen die Nancyei
Schule über die ärztliche und rechtliche Bedeutung det
Suggestion, die ja bekanntlich mit einem vollen Siege dei
Nancyer Forscher endete.
Im Jahre 1874 erfolgte in Deutschland unter der Aegide
von Aksakoff die Gründung der Zeitschrift „Psychische
Studien" und 1882 beginnt die Society for Psychical Re
search ihre wissenschaftlichen Untersuchungen über Tele
pathie usw.
Schon als Student unternahm von Schrenck mehrere
Studienreisen nach Paris und Nancy, wo er mit dem späte?
so berühmt gewordenen Psychoanalytiker Siegmund Freud
bei Bernheim, Liebeault und Liegois die Wirkungen dei
Suggestion studierte und die hypnotische Psychotherapie
im Spital von Nancy in ihren Leistungen kennen lernte
Zurückgekehrt nach München begann er als erster Me
üizmer in Bayern mit Zustimmung Ziemssens die Suggestions
therapie im Krankenhause links der Isar bei den ihm zugewiesenen
Kranken anzuwenden. Diese praktische Arbeit
sowie eine Uebersicht über die damals in Deutschland
noch unbekannte hypnotische Literatur des Auslandes lagen
der Doktorarbeit zugrunde, mit welcher von Schrenck im
Jahre 1888 in München promovierte.
Als junger Arzt nahm er 1889 an den beiden internationalen
Kongressen für Psychophysiologie und für experimentellen
und therapeutischen Hypnotismus in Paris teil
und trat in für seine ganze spätere wissenschaftliche Lauf-
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