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Peter: Dr. A. Freiherr v. Schrenck-Notzing, Biographie. 251
sehen Apparaten aufgenommen und sogar teilweise am
nackten Körper der Versuchsperson beobachtet werden
komiten. Niemals vorher war bei solchen Experimenten
das photographische Verfahren in ähnlich umfassender und
'vollendeter Weise zur Anwendung gelangt, so daß dieser
Fortschritt in der methodischen Bearbeitung des Gegenstandes
ganz abgesehen von den Resultaten anerkannt werden
muß.
Hätte Frau Bisson in allen Punkten dem Rat unseres
Forschers gefolgt, so wäre die ganze Münchener Polemik
gegenstandslos geworden. Denn erst nach den bedauerlichen
Angriffen der Münchener Gegner (1914) sah Frau
Bisson die von Dr. von Schrenck stets betonte Notwendigkeit
ein, daß die Hände Evas von Anfang bis zu Ende
der Sitzung festgehalten werden mußten, ein Verfahren,
durch welches das verdächtige Manipulieren mit der tele-
plastischen Substanz, wie es in München vorkam, von vornherein
hätte ausgeschaltet werden können. In den späteren
Sitzungsperioden wurde durch entsprechende Maßregeln jede
Mitwirkung der Hände des Mediums unmöglich gemacht.
Bei dem Medium Stanislawa P., mit dem ebenfalls 1914
im Laboratorium unseres Gelehrten experimentiert wurde,
kam zum ersten Male erfolgreich der Pathe'sche Kinemato-
graph in Anwendung und gab den Rückbildungsprozeß
der teleplastischen Substanz in den Mund wieder. Der
Sturm der Entrüstung im gegnerischen Lager, als das bekannte
Buch Schrencks „Die Materialisationsphänomene"
Anfang 1914 erschien, die unlauteren Kampfmethoden, die
persönliche Verunglimpfung, die Anstrengungen der Angreifer
, den hochverdienten Forscher sozial und wissenschaftlich
unmöglich zu machen, sind zu bekannt, als daß
an dieser Stelle noch einmal darauf zurückgegriffen zu
werden brauchte. Im Frühjahr 1914 erschien die Antwort
Schrencks „Der Kampf um die Materialisationsphänomene41,
in welcher mit echt deutscher Gründlichkeit alle einzelnen
gegnerischen Einwände sachlich gewürdigt und untersucht
worden sind. Nun fielen das ganze Kartenhaus der Gegner,
die ominöse Ruminationshypothese, der Miroir-Einwand, die
Verdächtigung der Frau Bisson und anderer Sitzungsteilnehmer
sowie zahlreiche sonstige unrichtige Behauptungen
der Gegner in sich zusammen. Nicht das geringste blieb
übrig! Man mag vielleicht noch das unwahrscheinliche
Aussehen der teleplastischen Substanz und die Mangelhaftigkeit
der materialisierten Bildnisse beanstanden. Hierfür
kann man die Versuchsleiter nicht verantwortlich machen,
wofern nur ihre Beobachtungsmethoden zuverlässig sind.
Die seit Erscheinen der jetzt vergriffenen, inzwischen ins
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