Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 257
(PDF, 191 MB)
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v. Klinckowstroem: Indische Gauklerkünste.

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zeitung" 1921, Nr. 84, gezeigt. Ebenso staunte Walther
Schultze, der von 1658 bis 1665 Ostindien bereiste, über

die Leistungen bengalischer Akrobaten und Bambus Aequili-
bristen.

Der ,,Mangobaum-Trick" erregte schon früh das Erstaunen
europäischer Indienreisender. Ein sehr zuverlässiger
Reisender, J. ß. Tavernier10), sah indische Gaukler im
Jahre 1668 in Barotsche, auf der Rückreise von Agra nach
Suratte. Suratte oder Surat, Hauptsitz der holländisch-indischen
Handelskompanie, scheint damals der Sammelpunkt
für allerlei fahrendes Volk gewesen zu sein. Bekanntlich besteht
das Mangokunststück darin, daß der Gaukler oder
Yogin einen Mangokern in die Erde steckt, ihn zudeckt und
in einigen Viertelstunden den Kern anscheinend zu einem
blühenden und Früchte tragenden Bäumchen aufwachsen
läßt. Der Gaukler, den Tavernier sah, verfuhr etwas anders
. Er steckte ein dürres Stückchen Holz in die Erde und
fragte die Anwesenden, was sie für eine Frucht begehrten.
Man wünschte die Mangofrucht Alsbald verhüllte sich der
Gaukler mit einem großen Leinentuch und vollführte im
Laufe der Vorführung einige Zeremonien, indem er sich
fünf- oder sechsmal zur Erde bückte. Tavernier ging
nun davon und versteckte sich in einem benachbarten Hause
am Fenster hinter Gardinen, um besser beobachten zu
können. Der Gaukler schnitt sich mit einem Messer in die
Schulter und rieb mit seinem Blut das eingepflanzte Stück
Holz ein. Als er sich zum drittenmal aufrichtete, kamen
schon Sprößlinge mit Zweigen aus dem Holz. Beim vierten
Niederbücken bedeckte sich das Bäumchen mit Blättern
und während des fünften sah man Blüten daran. Hier
wurde die Vorführung durch einen englischen Missionar
gestört, der an dem Teufelswerk Anstoß nahm und später
beim englischen Residenten ein Verbot derartiger heidnischer
Greuel durchsetzte. Eberhard David Ha über, der diesen
Bericht Taverniers nebst manchem anderen wiedergibt11
), spricht sehr rationalistisch davon: es ist entweder
, natürliche Wissenschaft" oder Trick und Betrug. Auffallend
ist, daß Tavernier nicht vom Bedecken des wachsenden
Bäumchens spricht. Man muß wohl annehmen, daß
der Gaukler nicht sich selbst, sondern das Bäumchen mit
dem Leinentuch überdeckte, denn sonst wäre sein Trick
wohl nicht ausführbar gewesen, der vermutlich in einem
unauffälligen Vertauschen der einzelnen Bäumchen in verschiedenen
Größen und Stadien bestand.

'0) Les six Voyages de J. Baptiste Tavernier... Paris, IL, 1678, S. 45/46.
E. D. Hauber, Bibliotheca, Acta et Scripta magica..., IL, 1740,
14. Stück, S. 122 ff.

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