Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 269
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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v. Klinckowstroem: Indische Qauklerkünste

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konnte das Seil so hoch in die Luft hinauf verfolgen, als
man es überhaupt sehen konnte. Darauf kletterte ein Knabe
an dem Seil in die Höhe und wurde zusehends kleiner, bis
er den Zuschauern aus den Augen entschwand. Ein paar
Minuten danach fielen offensichtlich verstümmelte Glieder
des Knaben vom Himmel herab, erst ein Arm, dann ein
Bein usw., bis alle Gliedmaßen des Körpers unten waren.
Diese sammelte der Gaukler (der notabene nicht nachgeklettert
war, so daß eigentlich kein Grund für die Verstümmelung
des Knaben ersichtlich wird!) und bedeckte sie
mit einem Tuche, murmelte ein paar Worte, versetzte ihnen
einen oder zwei Stöße, und — siehe da! — da stand der
Knabe lächelnd und heil vor uns. Das Seil wurde vom
Gaukler von seinem unsichtbaren Haken heruntergerissen
und aufgerollt. Die Augenzeugin fügt ihrem Bericht noch
bei: Die Gauklertruppe arbeitete unmittelbar vor den Zuschauern
auf dem flachen Boden der Veranda, ohne den
Versuch zu machen, irgendetwas zu verbergen, und nur mit
ihren jedem Indienreisenden bekannten bescheidenen Requisiten
eines indischen Taschenspielers. Sie selbst hatte keine
Ahnung von dem, was sie zu sehen bekommen würde, noch
daß sie das Glück haben würde, einen so seltenen Trick
beobachten zu können. Unter den Zuschauern fand die Vorführung
auch keine irgendwie auffällige Beurteilung, außer
etwa einer beiläufigen Bemerkung, daß diese Vorführung
gegenüber dem abgedroschenen Mango- oder Korbtrick
eine verbesserte Leistung sei. Erst mehrere Jahre später
erfuhr die Dame gelegentlich einer Unterhaltung, daß das
Seilexperiment ein besonders seltener Trick sei und für
eine Mythe gehalten werde, so daß der Bericht ihres eigenen
Erlebnisses auf höflichen Unglauben stieß und ihr bedeutet
wurde, sie sei wohl hypnotisiert gewesen. Wenn das der
Fall gewesen sein sollte, meint die Dame, so müsse sie jedenfalls
zusammen mit einer großen Gesellschaft hypnotisiert
worden sein, die alle dasselbe sahen und von denen sie ohne
Zweifel Bestät;gungen erhalten könnte, wenn ihr die Adressen
ihrer Mitreisenden bekannt wären. Unglücklicherweise befand
sich ihr Gatte während der Vorführung nicht auf der
Veranda. Hätte sie eine Ahnung von der Ungewöhnlichkeit
der Vorführung gehabt, so hätte sie ihn uatürlich herbeigerufen
. Später, im Jahre 1900, sah die Dame in Zentralindien
eine sehr gute Gauklertruppe, und sie fragte den
Führer, ob er das Seilexperiment vorführen könne. Er war
sofort im Bilde, bedauerte aber, den Trick nicht ausführen
zu können; das sei das Geheimnis einer besonderen Sekte
aus den Nordwest-Provinzen, deren Namen die Dame vergessen
hat. v (Schluß folgt)


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