http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0279
Grunewald: Die Untersuchungen des Teleplasma-Phänomens usw. 271
der in Aussicht genommenen längeren Untersuchungsreihe
ein Attest ausgefertigt würde, welches ihm bei positiven
Ergebnissen die Echtheit seiner mediumistischeü Fähigkeiten
und Leistungen bescheinigen sollte. Ich mußte auf
diese Bedingung eingehen, obwohl ich ganz und gar nicht
nach Kopenhagen gekommen war, um in zweifelhaftem Ruf
stehende sogenannte Medien sozusagen zu rehabilitieren.
Ich wollte wissenschaftliche Untersuchungen machen und
diese nach eigenem Gutdünken zu mir gelegener Zeit veröffentlichen
. In der Kongreßwoche hatte übrigens schon
im Hause eines Gönners des Mediums eine Sitzung stattgefunden
, in der Dr. Freiherr von Schrenck-Notzing, Madame
Bisson und die übrigen Sitzungsteilnehmer auf Grund der
beobachteten „Teleplasmaphänomene", der Bildung von
weißen, schleierartigen Massen aus dem Mund des Mediums
heraus, den Eindruck der „Echtheit" des Mediums und
seiner Leistungen erhalten hatten. Zu dem gleichen Eindruck
war ich auch zunächst gekommen in einer wenige Tage
später veranstalteten zweiten Privatsitzung, in der es mir
glückte, das charakteristische „teleplastische" Schleierphänomen
mittels Blitzlichts zu photographieren. Die Ergebnisse
der beiden Privatsitzungen wurden dann sehr bald
in nicht berechtigter Weise von einem Anhänger des Mediums
veröffentlicht und als Beweismaterial für eine endgültige
Rehabilitation des Mediums ausgenutzt.
So begannen also meine Laboratoriumsuntersuchungen
mit Herrn Nielsen mit Wissen der Kopenhagener Öffentlichkeit
. Fast jede Woche beschäftigte sich die dortige
Presse mit meinem Laboratorium oder mit der Person des
Herrn Nielsen. Man wartete mit Ungeduld auf ein Endergebnis
. Diese Umstände haben mir das Arbeiten natürlich
nicht gerade angenehmer und leichter gemacht. Ebenso
erschwerte dies die Stellung der beiden Herren, die mit mir
zusammen das eigentliche Untersuchungskomitee ausmachten
, des Herrn Professor Dr. Winther, Dozent für Photochemie
an der technischen Hochschule, und des Nervenarztes
Herrn Dr. med. Krabbe. Wir fanden Gelegenheit,
bis Mitte Dezember dreizehn Laboratoriumssitzungen mit
Herrn Nielsen zu veranstalten und hatten das Glück, zu dieser
Zeit auch einen gewissen Abschluß der Untersuchungen
zu erreichen, der es uns ermöglichte, zunächst dem Medium
eine Erklärung für seine eigene Person auszufertigen und
daran anschließend eine vorläufige öffentliche Mitteilung
zu machen über das einstweilige Ergebnis unserer Untersuchungen
.
Diese hatten sich fast ausschließlich beschränkt auf das
Studium des Schleierphänomens. Nach den ersten drei,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0279