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Grunewald: Die Untersuchungen des Teleplasma-Phänomens usw. 273
stianiaer Universität veranlaßt, ein Komitee zu ernennen
von fünf Universitätsvertretern, ergänzt durch einen dort
bekannten Amateurtaschenspieler, das endgültig entscheiden
sollte, ob Nielsen wirklich ein „echtes" Medium sei oder
nicht, und was es für eine Bewandtnis mit dem rätselhaften
Stoff „Teleplasma" habe. Dies Komitee war bestimmt, zusammenzuarbeiten
mit einem gleichzahligen Komitee, bestehend
aus Mitgliedern der Gesellschaft für psychische
Forschung in Kristiania, zu dem ich mit gehören sollte.
Als ich am 26. Januar mit Herrn Nielsen in Kristiania
eintraf, erfuhren wir zunächst, daß Professor Dr. Torup,
der Leiter des Universitätskomitees, erkrankt sei und deshalb
vorläufig die Untersuchungen nicht stattfinden könnten. Prof.
Torup blieb sehr lange krank. Außerdem erschien in den
ersten Tagen nach unserer Ankunft in der Presse eine
offizielle Erklärung des Universitätskomitees, daß es auf
keinen Fall die Hinzuziehung von Personen zu den Sitzungen
anerkennen würde, die nicht unbedingt dafür notwendig
wären. Herr Professor Jäger hatte fortgesetzt Verhandlungen
mit seinen Herren Kollegen und größte Schwierigkeiten
. Man bekam den Eindruck, daß das Universitätskomitee
interessiert wäre, das Zustandekommen der seit
Wochen vereinbarten Si zungen, wenn mogl ch ganz zu vereiteln
, um so sich der fatalen Zwangslage zu entziehen,
eventuell doch die Existenz gewisser bisher verworfener
Wahrheiten anerkennen zu müssen. Schließlich, nachdem
Herr Nielsen und ich bereits fast drei Wochen in Kristiania
weilten, kam die erste Sitzung im physiologischen Institut
der Universität zustande. Das Resultat war vollkommen
negativ, kein „Teleplasma" zeigte sich. Ebenso verliefen
die beiden weiteren Sitzungen, die dieses Komitee mit dem
Medium veranstaltete. Mehr Sitzungen kamen nicht zustande
, da jedesmal neue Schwierigkeiten und Meinungsdifferenzen
zwischen Professor Jäger und dem eigentlichen
Komitee auftraten. Dabei blieb, entgegen den früheren
Vereinbarungen, das Komitee der Gesellschaft für psychische
Forschung dauernd von den Sitzungen ausgeschaltet.
Nur Herr Professor Jäger und sein Kollege Professor Hec-
gaard durften als Vertreter dieser Gesellschaft teilnehmen.
Die Körperuntersuchung des Mediums, speziell vor den
Sitzungen, seitens der dazu bestellten Aerzte, fand in einer
derart rigorosen und schmerzhaften Weise statt, daß ein
Zustandekommen irgendwelcher Phänomene von vornherein
fast unmöglich gemacht erschien. Das Medium war auch
schon nach der ersten Sitzung fest davon überzeugt, daß
es niemals vor diesem Komitee etwas würde leisten können.
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