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274 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1922.)

Professor Jäger bildete deshalb nach der zweiten Sitzung
ein neues Komitee, welches das Medium entgegenkommender
behandelte und im wesentlichen die Bedingungen er-
füllte, die gewöhnlich als notwendig bezeichnet werden für
das Zustandekommen von spezifisch mediumistischen Phänomen
. Fünf Sitzungen hat dieses Komitee abgehalten und
ist dann zu dem Ergebnis gekommen, daß das „Teleplasma"
ein vor jeder Sitzung künstlich in den Körper eingeführter
Stoff sei und somit das ganze „Teleplasmaphänomen" auf
einem bewußten oder unbewußten Betrug seitens des Mediums
beruhen müsse.

Als Herrn Nielsen das Resultat des zweiten Komitees
mitgeteilt wurde, das hauptsächlich aus ihm befreundeten
Herren bestand, brach er psychisch vollkommen zusammen
und fiel in eine Ohnmacht.

Jetzt ist er nach sechswöchigem Aufenthalt in Kristiania
wieder in Kopenhagen angelangt, gänzlich gebrochen
und verzweifelt über das Ergebnis der Untersuchungen,
zu denen er mit mir leichten Herzens gereist ist, in der festen
Zuversicht auf das Nicht versagenkönnen seiner mediumistischen
Fähigkeiten, deren wirkliches Vorhandensein und
deren Lauterkeit ihm schon durch die von mir geleiteten
Untersuchungen in Kopenhagen attestiert worden war und
für welche Attestierung er in Kristiania nur eine endgültige
Bekräftigung sich holen wollte.

Wo liegt nun die Wahrheit in dieser Angelegenheit ? Wer
hat recht? Das steht zunächst fest, daß das erste offiziell
ernannte Komitee in Kristiania sich als völlig unvermögend
erwiesen hat, den vorliegenden Fall sachgemäß zu untersuchen
. So fragt es sich, ob wir in Kopenhagen, uns geirrt
haben oder die Herren des zweiten Komitees in Kristiania.

Nach Ueberdenkung meiner Kopenhagener Erfahrungen
und meiner neuesten Erlebnisse in Kristiania, die mir während
meines vierwöchigen Aufenthaltes dort vier positive
Sitzungen im Privatkreise gebracht haben und genauere Einblicke
in die Psyche von Herrn Nielsen selbst, stehe ich
heute bestimmter als vor zwei Monaten auf dem Standpunkte
, daß Herrn Nielsens „Teleplasmaphänomene" spe-
zifisch mediumistische Phänomene sind, nicht hervorge-
bracht durch irgendwelchen bewußten oder unbewußten
Betrug. Die Angelegenheit Einer Nielsen wird sich weiter
entwickeln, wir werden ihn weiter untersuchen, und die Zukunft
wird sicher denen Recht geben, die heute schon die
Frage des „Materialisationsproblems", um das es sich hier
dreht, in positivem Sinne in Angriff genommen haben.