Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 275
(PDF, 191 MB)
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Reichenberger: „Die Hypothese eines überindividuellen Seelischen." 275

Die Hypothese eines überindividuellen Seelischen.

Von Dr. phil. Arthur Reichenberger, München.

1. Man darf es wohl als eine kühne Tat bezeichnen, wenn
ein führender Mann der Wissenschaft es wagt, herrschen-
den Vorurteilen unbefangen entgegenzutreten, wie es Prof.
E. Becher in einem während des Krieges erschienenen
Buche getan hat.*) Von einer bisher wenig beachteten biologischen
Tatsache ausgehend, gelangt Becher zu Schlußfolgerungen
, die auch das Interesse solcher Kreise beanspruchen
, die der Biologie weniger nahe stehen; denn es
handelt sich letzten Endes um das bedeutsamste philosophische
Problem: um die Erklärung, die Ausdeutung des
Naturgeschehens.

Jeder Naturfreund kennt wohl die Gallen; es sind dies
Bildungsabweichungen, welche an Pflanzen durch Reize
hervorgerufen werden, die von einem fremden Organismus
ausgehen. Es sei hier z. B. an die sog. Galläpfel erinnert,
die duich den Stich einer Wespe, der Gallwespe, entstehen.
Diese Gallen bergen nun einen oder mehrere kleine Gäste,
zumeist Eier von Insekten, die sich dann in der Galle entwickeln
.

Und hier begegnen wir nun Erscheinungen, die von
Becher als fremddienliche Zweckmäßigkeit bezeichnet werden
, im Gegensatz zur selbstdienlichen (wie etwa die Zweck-
mäßigkeit des Raubtiergebisses) und zur artdienlichen (z. B.
die der Milchdrüsen der Säugetiere); denn diese Pflanzengallen
scheinen nicht den gallentragenden Pflanzen nach
ihrer Art dienlich zu sein, sondern den diese oft empfindlich
schädigenden gallenhervorrufenden Parasiten.

Die gallentragenden Pflanzen versorgen nämlich ihre
Schmarotzer in auffälliger Weise mit Nahrung. Die Nährstoffe
werden von eigenen Geweben der Gallen erzeugt.
Dem gesteigerten Bedürfnis entsprechend, erscheint das Leitungssystem
im Bereiche der Galle meist mächtig gefördert,
in anderen Fällen werden sogar neue Leitungsbahnen zur
Galle angelegt.

Es ist ferner dafür Sorge getragen, daß dem Gallengaste
früh und lange genug Nahrung zur Verfügung steht. So
findet etwa die aus dem Ei ausschlürfende Larve in den
Markgallen die Innenwand der ihr zum zeitweiligen Aufenthalt
angewiesenen Kammer immer schon mit der nötigen
Nahrung ausgestattet, fällt auch mit Heißhunger allso-

*) Prof. Dr. Erich Becher: Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der
Pflanzengallen und die Hypothese eines überindividuellen **) Seelischen..
Leipzig 1917, Veith & Co., 148 S.

**) d. h. über die Einzelpersönlichkeit hinausreichend.

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