Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 276
(PDF, 191 MB)
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276 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1922.)

gleich über das saftreiche Zellengewebe an der Innenwand
her und weidet dasselbe ab. Merkwürdigerweise wird der
abgeweidete Teil der Zellen in kürzester Zeit wdeder ersetzt.

Aber nicht nur Nahrung, sondern auch Obdach bieten
die Pflanzen ihren Gästen; viele Gallen stellen sozusagen
Wohnhäuser dar, die von den Pflanzen eigens für jene
Inwohner gebaut worden sind. Hierbei finden wir eine
reiche Mannigfaltigkeit von Formen, die sogar so weit geht,
daß dieselbe Pflanze verschiedenen Gästen sehr verschiedenartig
angelegte Wohnungen bereiten kann.*)

Doch nicht genug damit! Durch mancherlei weitere Vorkehrungen
sorgen die gallentragenden Pflanzen für die
Sicherheit, für den Schutz jener Tierchen. So kommt z.B.
der teclit hohe Gerbstoffgehalt außerordentlich vieler Gallen
(vor allern vieler Eichelgallen), insbesondere ihrer äußeren
Schicht als Schutzmittel gegen Tier-, insbesondere gegen
Vogelfraß in Betracht. Ja sogar Dornen, Stacheln, spitze
Schutzhaaie, sehr klebrige dünne Fortsätze usw. finden sich
als Schutzvorrichtungen an manchen Gallen.

Besonders auffallend ist es auch, daß gewisse Gallen
durch spontane Oeffnung zur rechten Zeit fürsorglich ihren
Gästen einen Ausweg schaffen. Hier finden wir eine Fülle
von Einrichtungen. Die sog. Kapselgalle bildet z. B. um
die Zeit, in welcher die Larve die Kammer verlassen soll,
um sich in der Erde zu verpuppen, eine kreisförmige Tren-
nungslin e in ihrem Gewebe. Der vom Kreise umschriebene
Teil der Gallenwand wird dann als Deckel abgestoßen.

Die Gallen gehen auch erst dann zugrunde, wenn sie von
den Gallenerzeugern nicht mehr gebraucht werden, überleben
also z. B. ihr Mutterorgan um mehrere Monate, um
so ihren Gast bis zur fertigen Ausbildung beherbergen zu
können.

Diese und noch manch andere Tatsachen, die in dem
Buche angeführt sind, haben dazu geführt, daß man von
einer ,;staunenswerten Zweckmäßigkeit'* sprach.

Indem nun Becher den fremddienlichen Charakter jener
Zweckmäßigkeit hervorhob, stellte er der allgemeinen Na-
turteleologie (d. h. der Lehre vom Zwecke des Naturgeschehens
) ein Problem von großer Tragweite; ,,es gilt,
das Zustandekommen nicht nur der selbst- und not dienlichen,
sondern auch der fremddienlichen Zweckmäßigkeit zu erklären
" *). Dies ist die Aufgabe, die sich Becher in jenem
Buche gesetzt hat.

*) Für die Einzelheiten verweisen wir auf das Buch selbst, aus dem
wir geschöpft haben.

*) Becher a. a. O. S. 52.


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