Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 279
(PDF, 191 MB)
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Reichenberger: „Die Hypothese eines überindividuellen Seelischen.4' 279

durchdringende Aether auch sozusagen eine überindividuelle
All-Substanz. Die Zweifel an jener Aetherhypothese rührten
nicht daher, weil sie metaphysisch sei, sondern weil ihr gewisse
Erfahrungstatsachen große Schwierigkeiten bereiten.
In der Physik würden aber gegenwärtig manche Hypothesen,
z. B. verschiedene Formen der modernen Relativitätstheorie,
sehr ernsthaft diskutiert, die an Kühnheit jene biologische
Hypothese weit überragen.

Becher will also jene Hypothese ausdrücklich nur im
biologischen fSinne gebraucht haben, d. h. als eine wissenschaftliche
Ausdeutung von Lebensvorgängen. Wenn er
hierbei mit seelischen Faktoren rechne, so möchte man dies,
wie er bemerkt ')> vielleicht als ,,mystisch'* ohne weiteres
verwerfen. „Aber seelische Fähigkeiten wie die des Empfindens
, des Erlebens von Lust und Unlust, des Gedächt- m
nisses, der Intelligenz haben an sich nichts Mystisches an
sich. Das Operieren mit ihnen kann sich so gut auf Er-
fahrung stützen, wie das Arbeiten mit materiellen Faktoren.
Nur kommt bei jenen die psychologische Erfahrung
in Betracht; ihr wird die empirische Psychologie im Laufe
der Zeit schon größere Geltung auch in der Biologie verschaffen
; denn kein empirischer Forscher kann
auf die Dauer die Augen davor verschließen,
daß seelische Vorgänge bei den Lebewesen
eine bedeutsame Rolle spielen."2) Und nun folgen
weiter bedeutsame Bekenntnisse 3): „Gewiß ist das
überindividuelle Seelenwesen, von dem wir sprechen, nicht
in der Erfahrung gegeben; aber der Aether, die Moleküle,
Atome und Elektronen sind ebensowenig empirisch 4) gegeben
, sondern lediglich nach Analogie der Gegenstände der
Sinneswahrnehmung denkbar, wie überindividuelles Seelisches
nach Analogie der Gegenstände der Selbstwahrnehmung
denkbar ist. Wir können in der Wissenschaft, auch in
der Biologie, gar nicht auskommen, ohne die Erfahrung weit
zu überschreiten, wie die erkenntnistheoretische Besinnung
eindringlich dartut.'4 Und im Anschluß daran —- in Auseinandersetzung
mit Mechanismus 5) und Selektionslehre *) —
stellt Becher weiterhin fest7): „Mechanistisch und selektio-
nistisch gesinnte Biologen sollten also unserer Hypothese
eines überindividuellen Seelischen nicht entgegenhalten, s i e
sei metaphysisch und überschreite die Er-

* i)~Bedier a. a O. S. 136 ff.
2) Dieser Satz ist vom Verfasser dieses Aufsatzes gesperrt.
s) Becher a. a. O. S. 137.

4) d. h. in der sinnlichen Erfahrung.

5) wonach alles Geschehen auf mechanischen Oesetzen beruhe.

6) wonach eine natürliche Auswahl im Kampf ums Dasein erfolge,
wodurch sich stets nur das Bessere erhalte.

7) Becher a. a. O. S. 137 ff.


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