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288 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1922.)
Farbe auf den Schmerz, das Leiden der Gottesmutter. Und
nun erst gaben da und dort, in der lateinischen wie griechischen
Kiiche, Künstler ihren Marienbildern von vornherein
schwarze Farbe unter dem Finfluß dieser allegorischen
Deutung. Das berühmte Malerbuch vom Athos, das bis
ins 11. Jahrhundert hinaufreicht und sehr genaue Vorschriften
über die Anfertigung von Heiligenbildern gibt, verlangt
für die Marienbilder bräunliche Farbe. Griechische Kunsthistoriker
erklären diese Vorschrift aus einer archaistischen
Tendenz, derzufolge nach der stereotypen Malerei der byzantinischen
Klöster die nachgedunkeltem Farben alter
Marienbilder möglichst treu nachzubilden waren. Auch hier
hat man dann noch nach einer symbolischen Deutung gesucht
und fand sie in der Beziehung zu Kapitel 1 des Hohenliedes
(vgl. Realenzyklopädie für prot. Theologie, Band 12,
S. 333'. So kam es, daß, nachdem einmal diese symbolische
Deutung in die christl. Kunst eingeführt war, neben den
rauchgeschwärzten und nachgedunkelten Marienbildern, die
mehr als andere Heiligenbilder schädigenden Einwirkungen
ausgesetzt waren, weil gerade vor ihnen Lichter und Lampen
brannten, auch selche entstanden, denen der Künstler mit
Absicht dunkelbraune oder auch schwarze Gesichtsfarbe gab.
Arbeitsgemeinschaften für psychische Studien.
Berlin. Psychische Studien-Gesellschaft. Geschäftsstelle
: Eerlin-Wilmersdorf, Nikolsburger Platz 4, Gth., IL
Auf dem außerordentlichen Studieuabend am 4. April sprach Dr. phil.
Haas, Privatdozent der Universität Köln, über philosophisch-psychologische
Erwägungen zum Verständnis des Yogha. Der Meinungsaustausch
über dieses schwierige Thema gestaltete sich sehr anregend.
Am 20. berichtete wesentlich Herr Ing. F. Seck über seine eingehenden
Experimente betr. „Direkte Schrift" auf berußtem Papier und
fesselte die zahlreichen Zuhörer durch seine scharfsinnigen Ausführungen,
Berlin. Am 17. März wurde in Berlin eine „Aerztliche Gesellschaft
für parapsychischc Forschung" wesentlich unter Mitwirkung von Aerzten,
die der oben genannten P. S. G. nahe stehen, begründet. Die Erschienenen
(erwa 30) wurden von Mar.-Generalarzt a. D. Dr. Richter als
Miieinberufer begrüßt. Oberarzt Dr. P. Sünner wurde zum vorläufigen
Votsitzenden und Geschäftsführer bestellt. Als ebenfalls vorläufige
Bezeichnung wurde obiger Name gewählt. Zweckmäßiger erscheine
etwa „Aeiztliche Forschungsgeselischaft für seelische Grenzgebiete
". Wir begrüßen diese ärztliche Gründung als bedeutsamen
Fortschritt! Am 19. April sprach Dr. phil. Haas über das oben bezeichnete
Thema: „Yogha". Kurze geschäftliche Verhandlungen beschlossen
den Abend. (Geschäftsstelle dieser Gesellschaft: Dr. P. Sünner,
Berlin-Schöneberg, Grunewaldstraße 40.)
Ausstellung okkultistischer Literatur in Berlin.
In den Räumen der Buch- und Kunsthandlung Reuß & Pollack (Kurfürstendamm
220, Einsrang Meinekestraße 1) findet ab Mitte Mai eine vierwöchige
große Ausstellung besserer okkultistischer Verlagswerke statt, zu
deren Besuch höflichst eingeladen wird. Die Leitung liegt in der Hand
des Herrn Dr. Richard Baerwald.
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