Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 307
(PDF, 191 MB)
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Seilkopf: Die Anthroposophie im Lichte psychol. Forschung. 307

rung wird sich deren Kopf (oft auch die ganze Gestalt) auf
dem schwarzen Sehfeld abheben — in den meisten Fällen
ohne weitere Umgebung; diese sogenannten „Pseudohalluzinationen1
* *) werden bei der Fixierung wieder verblassen, um
bei erneuter Konzentration von neuem aufzutauchen und
schließlich in den Traumzustand überzuleiten. Es besteht
hier gar kein Zweifel, daß es sich in keiner Hinsicht etwa
um „übersinnliche44 Phänomene handelt; es ist aber auch
nicht zweifelhaft, daß es sich bei dem Anthroposophen, wenn
er die „Seelenwelt" aufdämmern sieht, ebenfalls nicht um
übersinnliche Realitäten handelt (siehe Nachtrag). Ein bestimmter
Gedanke zaubert eine bestimmte geistige Figur
hervor, z. B. eine blühende Blume eine ganz bestimmte
Linie, eine verwelkende Blume eine andere Linie usf., sagt
Steiner — sehr richtig! Aber wir haben es mit nichts
anderem zu tun, als wenn der Gedanke an eine bestimmte
Person uns deren Gestalt oder Kopf pseudohalluzinatorisch
hervorzaubert! Wir müssen uns energisch dagegen verwahren
, wenn Steiner sein Erlebnis für übersinnliche Realität
einer Seelenwelt hält, wo es uns möglich ist, diese
„Seelenwelt" ebenfalls hervorzuzaubern und sie in eine Reihe
von Pseudohalluzinationen aufzulösen! — Solange es Steiner
nicht gelingt, den Gegenbeweis zu führen und sein erstes
Offenbarungsstudium, das grundlegend für die anderen ist,
als übersinnlich zu erweisen, so lange müssen wir einfach
darauf verzichten, mit ihm anzuerkennen, daß die Brücke
vom Sinnlichen zum Uebersinnlichen vermittels des anthro-
posophischen Erkenntnispfades geschlagen ist; was nützt
es uns, auf Pseudohalluzinationen eine Pyramide
von ätherischen, astralen usw. Sphären
aufzubauen ?

Anhang über den „Hüter der Schwelle *.

Bei der großen Wichtigkeit, die in der anthroposophischen
Lehre die Gestalt des „Hüters der Schwelle" einnimmt, sei
hier nur noch eine kurze Bemerkung gemacht. Man könnte
im Hüter der Schwelle" das verkörperte Gewissen sehen,
und es ist gut denkbar, daß sich bei sensitiven Naturen
die Gedanken zu einer Halluzination verdichten, die eine
schreckhafte drohende Gestalt einnehmen kann. Während
jedoch einige Anthroposophen behaupten, es handele sich
um eine fremde Gestalt, die ihnen entgegentrete, stellen
andere fest, daß es eine Selbstvision sei womit das

*) Ueber das Wesen der Pseudohalluzinationen siehe vor allem: A.
Dyroff: Einführung in die Psychologie (Leipzig 1912), S. 68- 72; und
B. Stern: Die krankhaften Erscheinungen des Seelenlebens (Leipzig 1921),
S. 36 ff.

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