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310 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1922.)
dahintersteckt. Man mag immerhin annehmen, daß sich der
Colone! B a r n a r d einen Scherz erlaubt hat. Lord Hamilton
kenn* auch, wie er mir ferner mitteilte, einen Fall von
photographischen Aufnahmen des Mangotricks, wobei die
Photographie anstatt des fruchttragenden Bäumchens nur
einen Sandhaufen gezeigt habe.
Auch F. Tormann berichtet (im „Jahrbuch der Bergstadt
", Breslau 1920, S. 126) einen solchen Fall: Mehrere
junge Kalif ornier sahen und Photographie rten 1896 in
Madras sowohl den Mango- wie den Korbtrick, fanden aber
auf den Plattin nachher nichts von den wunderbaren Vorgängen
. Tormann hat davon Kunde erhalten von einem
in Amerika lebenden Deutschen, der diese Photographien
selbst gesehen hat. Es ist also nicht von der Hand zu weisen,
daß auch diese beiden Tricks zuweilen auf halluzinatorische
Suggestion zurückzuführen sind. Den Mangotrick führten
„Fakire** auch vor einigen Jahren in Nizza vor, ohne bei dem
skeptischen Publikum nach Tormann große Beachtung
zu finden. Hier standen ihnen wohl kaum die von Hagemann
und D i 11 m a r mitgeteilten Hilfsmittel zur Ver-
fügung.
Den dritten und besonders bemerkenswerten Augenzeugenbericht
über das ,,echte*' Seilkunststück verdanke ich
dem Entgegenkommen des Herrn Rechtsanwalt Dr. Hugo
Schönbrunn in Wien (Landesgerichtsstraße 6), und ich
lasse ihn hier in aller Ausführlichkeit folgen. Obwohl sich
manches Detail dabei wiederholt, scheinen mir doch gerade
die geringfügigen Abweichungen der einzelnen Berichte voneinander
von besonderem Interesse, so daß die volle Wiedergabe
des ausführlichen Berichtes sich rechtfertigt. Freilich
muß ich die Verantwortung für die Zuverlässigkeit der Darstellung
dem Berichterstatter überlassen, doch glaube ich
nicht annehmen zu dürfen, daß er mir ,,einen Bären aufbinden
'* wollte. Dr. Schönbrunn schrieb mir am
16. Juli 1921:
..... Ich habe tatsächlich das fragliche Experiment im
Dezember 1904 in Ahmedabad persönlich erlebt. Wie Sie
tvissen, ist Ahmedabad eine sogenannte native town. Euro-
näer leben dort überhaupt nicht. Ich mußte einige Stunden
j.uf den nächsten Zuganschluß warten und wollte die Zeit
lazu benutzen, die Moscheen mit den berühmten Carved
Windows zu besichtigen. Als ich meinen Wagen bestieg,
im den Weg zum Marktplatz zu nehmen, hatte ich ein eigen-
ümliches Gefühl. Sie müssen wissen, daß ich damals schon
nonatelang in Indien kreuz und quer herumgefahren war,
>hne daß ich Gelegenheit hatte, auch nur ein einziges wirk-
ich reelles, mich interessierendes Phänomen von einem
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