Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 312
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0320
312 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1922.)

weit ich in die sonnenerfüllte Luft starrte, bis auf einen
halben Meter vom Boden herab. Dieses vollkommene Versagen
der Gravitationskraft war für mich ein so unfaßbares,
so fürchterliches Phänomen, daß ich sofort dachte, der Fakir
habe mich, allerdings in bewundernswerter Art, in Wachsuggestion
versetzt, und sei es daher klar, daß ich
dieses Phänomen nur in meiner Einbildungskraft erblicke.
Um nun zu erkennen, ob ich überhaupt noch Herr meines
festen Willens wäre, drückte ich mir den Nagel des rechten
Mittelfingers in die linke Hand, um die Schmerzempfindung
zu kontrollieren. Ich sah deutlich den halbmondförmigen
Nageleindruck und fühlte den Schmerz. Meine nächste Erwägung
war folgende: Wenn mir der Fakir diese Erscheinung
suggeriert hat, so ist es auch selbstverständlich, daß
nur ich allein und niemand anders meiner Umgebung
dieses Phänomen ei blicken kann. Es hat daher auch niemand
meiner Umgebung Anlaß, diesem Experiment, das
nur ich allein kraft der an mir vollzogenen Wachsuggestion
erblicken kann, zuzusehen. Während ich nun die Menge
auf ihre Aufmerksamkeit kontrollieren wollte, machte der
Fakir plötzlich dem Jungen ein Zeichen. Zu meinem maßlosen
Erstaunen kletterte dieser mit außerordentlicher Be-
hendigkeit an dem aus der Luft herabhängenden Spagat in
die Höhe. Tch blickte ihm fasziniert nach, warf aber auch
einen Blick auf meine Umgebung. Und all die vielen tausend
Menschen am Platze hielten so wie ich ihren Blick zum
Himmel gerichtet, alle verfolgten das Experiment des Fakirs
mit dem gleichen Erstaunen und Interesse als ich!" Der
Berichterstatter meint nun, die Menge hätte das Seilexperiment
tatsächlich nicht gesehen, der Fakir habe vielmehr
ihm die weitere Suggestion erteilt, daß er die Menschenmenge
als gleichinteressierte Zuschauer sah. ,,Nach wenigen
Sekunden machte der Fakir eine neuerliche Handbewegung,
und nun kommt das Abweichende des von mir erblickten
Experimentes: Ich sah keine blutigen Glieder und Körperstücke
herabfallen; der Junge sprang plötzlich auf die Erde,
verschwand im Gewühl, der Fakir, schwang unablässig
lächelnd den Spagatknäuel gegen mich, ich warf ihm ein
paar Silbermünzen hin, mein Diener-5) war plötzlich wieder

2Ö) Auf meine Anfrage, ob sein Boy von der Vorführung des Yogin
nichts wahrgenommen habe, antwortete mir Dr. Schönbrunn: „Es ist
selbstverständlich, daß ich an meinen Boy die Frage gerichtet habe,
ob er irgend etwas Absonderliches wahrgenommen habe. Ich habe aber
ebenso selbstverständlich bei Stellung dieser Frage vermieden, ihn irgendwie
vorher suggestiv darüber zu informieren, was er darauf zu antworten
hätte. Die Frage wurde klipp und klar mit ,Nein' beantwortet
und war mein Boy der Meinung, ich hätte mir das Leben und Treiben
auf dem Marktplatze angesehen und wäre dann, nachdem ich genug


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0320