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v. Klinckowstroem: Indische Gauklerkünste. 313
zur Stelle und ich trachtete, zu meinem Wagen zu kommen
und fuhr davon.
Während meiner späteren Reise beschäftigte mich dieses
Experiment und seine Erklärung auf das lebhafteste. Es war
für mich, der ich mich damals als einer der ersten m Oesterreich
mit praktischer Suggestion beschäftigte, kein Zweifel,
daß ich einer ungewöhnlich geschickten Suggestion erlegen
war. Aber wie den Beweis führen? Es hätte hierfür nur
ein einziges Mittel gegeben. Wenn nämlich während dieses
Experimentes ein unbefangener Beobachter die ganze Szene
Photographien hätte, so hätte die unerbittliche, keiner Suggestion
zi gängliche Platte unbedingt zeigen müssen, ob sich
dieses Phänomen abgespielt hat oder nicht.
Ein merkwürdiger Zufall hat es ermöglicht, daß ein mir
unbekannter Graf Veith26) mit seinem Freunde dieses Experiment
in Indien, allerdings an einem anderen Orte, beobachtet
hat. Dieser Graf Veith hat, wie ich gehört habe, genau
denselben Eindruck des Experimentes gewonnen, war also
ebenso wie ich der Suggestion erlegen. Sein Begleiter dagegen
hat den glücklichen Einfall gehabt, die ganze Szene
zu phot ographieren. Die Platte zeigt nun den Fakir vor dem
Grafen in hockender Stellung und über das ganze Gesicht
grinsend. Merkwürdigerweise hielt er auf der Photographie
eine Flöte in der Hand. Von einem herabhängenden Knaus]
und dem hinaufkletternden Knaben war nichts zu sehen.
Danach muß gefolgert werden:
1. Es ist unzweifelhaft, daß sämtliche Personen, die dieses
Experiment gesehen haben, oder richtiger: gesehen zu haben
glauben, unter Wachsuggestion#oder Hypnose gestanden
haben.
2. Es ist daher sicher, daß all diese Leute subjektiv richtig
beobachtet haben, objektiv aber falsch, weil sie eben unter
Wachsuggestion gestanden haben.
3. Der exakte Beweis für die Aufklärung des Problems
kann nur durch die photographische Platte geliefert werden.^
Und trotzdem kann noch eine weitere Probe aufs Exempel
gemacht weiden: Ich habe es in Wien vor etwa zwei Jahren
mit dem auch in Deutschland sehr bekannten Suggesteur
und Hypnotiseur Fritz Paulsen in einer Reihe von neuen
hatte, zu meinem Wagen zurückgekehrt. Ich betone, daß dieser Boy ein
ziemlich intelligenter Mensch war; er stammte aus Madras und war
Mohamedaner. Es ist kein Zweifel, daß er mir Wahrnehmungen irgendwelcher
Art, auch wenn sie nur Taschenspielertricks gewesen wären,
mitgeteilt hätte, zweifelsohne einerseits aus Sensationsbedürfnis, anderseits
, weil er eine Genugtuung darüber empfunden hätte, daß ejai Europäer
durch irgendein wunderbares Geschehnis hereingelegt worden wäre.12
I>6) Eine gräfliche Familie dieses Namens (oder Feith) konnte ich
nicht nachweisen.
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