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314 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1922.)

Suggestions-Experimenten gemeinsam betätigt. Es ist uns
nun gelungen, nicht nur bei einzelnen Personen, sondern
auch in Form der Massensuggestion von vier bis fünf Personen
, das hier beschriebene Experiment durchzuführen.
Die in Wachsuggestion versetzten Personen haben mich als
Fakir angesehen, und zwar gemäß meinem Befehl in der
gleichen Gestalt, wie ich jenen Fakir in Ahmedabad in Erinnerung
hatte. Sie sahen den in die Luft geworfenen Knäuel,
sie sahen den kleinen Jungen, sie sahen, daß dieser Junge
meinem Auftrage gemäß an der Spagatschnur hinaufkletterte
, und starrten mit offenem Munde in die Luft. Herr
Paulsen hat das Experiment auch öffentlich durchgefühlt.
Er ließ den Knaben nicht nur herabspringen, sondern gerade
so, wie Sie es in Ihrem Schreiben anführen, die zerstückelten
Glieder des Knaben einzeln blutig herabfallen. Hierbei ereignete
sich im öffentlichen Produktionssaale der Zwischenfall
, daß eine Dame aus dem Publikum einen lauten Schrei
ausstieß und dabei schrie: Ach, der arme Junge, jetzt haben
sie ihm sogar das ,Zeug* ausgerissen. Sie können sich un-
gefäbr vorstellen, Welchen Effekt das ausgelöst hat.

Für alle diese Umstände trete ich, soweit ich das Experiment
selbst erlebt habe, voll und ganz ein und stelle Ihnen
auch ohne weiteres frei, sich auf meine Person zu berufen."

Der Berichterstatter fügt noch hinzu, es sei bemerkenswert
, daß die zu Ahmedabad von dem Fakir schweigend
und geradezu vorzüglich ausgeführte Suggestion gerade an
ihm ausgeführt werden konnte, der er selbst Suggestator
von mehr als durchschnittlichen Qualitäten sei und weder vorher
noch nachher je einer praktischen Wachsuggestion erlegen
sei. Daß das Experiment von einem guten europäischen
Hypnotiseur mittelst Verbalsuggestion an einer
Person oder einer Gruppe geeigneter Personen als Wachsuggestion
nachgeahmt werden kann, hat wohl nichts
Wunderbares an sich. Ungeklärt aber bleibt bei dem
„echten4" Seilexperiment die Fähigkeit des Yogin, ohne sieft.
mit den europäischen Zuschauern verständigen zu können,
derartig starke halluzinatorische Massen*Wachsuggestiv-
Wirkungen zu erzielen, ja, seinen Zuschauern ohne Worte
eine ganze Kette von Kollektivhalluzinationen zu suggerieren.
Man muß hierbei freilich berücksichtigen, daß in dem Indiens
Boden betretenden Europäer bereits Vorstellungsgruppen
bereitliegen, die eine Erwartungs-EinsteJlung auf wunder-
bare Erlebnisse begünstigen, so daß er unter dem Einfluß
des fremdartigen Milieus * suggestiven Einflüssen weit zugänglicher
sein dürfte, als im nüchternen Europa.

Auch der sehr kritische Karl H a g e m a n n (a. a. O.
S. 103; s. Anm. 8) äußert sich in diesem Sinne: ,,Ich selbst