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v. Klinckowstroem: Indische Oaukierkünste.
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zitierte amerikanische Amateur-Taschenspieler Ing. Ditt-
mar (, .Psyche", Wien, 1921, Nr. 8). Dittmar hat nach
der Produktion das Seil untersucht. Es war von außerordentlich
kunstvoller Flechtart. Es schienen Dittmar eigenartige
Beinknorpel eingeflochten zu sein, die sich bei einer
gewissen Haltung des Seiles ineinanderschachteln und dem
Seile eine gewisse Festigkeit geben. Eine Windung aes
Seiles blieb auf dem Boden liegen und bildete so einen ge-
rügenden Stützpunkt für das aufrechtstehende Seil. Das
Wesen, das daran hinaufkletterte, war in diesem Falle ein
kleiner Affe. Nach der Vorstellung lockerte der Gaukler
durch einen geschickten Riß die inneren Versteifungen, und
das Seil fiel in sich zusammen.
Wenn wir uns nach weiteren bemerkenswerten Fakirkunststücken
' ' umsehen, so scheint immerhin auch hier möglicherweise
ein kleiner Rest zu bleiben, der sich mit gewöhnlichen
Tricks nicht leicht erklären läßt. Ernst v. Hesse-
W a r t e g g (a. a. O.) hat eine ganze Anzahl sehr interessanter
derartiger Vorführungen gesehen und zu ergründen versucht.
Freilich ist zu bedenken, daß der Laie meist nicht imstande
ist, einem gewandten Taschenspieler seine Tricks abzulauschen
, denn dieser versteht es, im richtigen Augenblick
die Aufmerksamkeit des Zuschauers abzulenken. Daher
kranken ohne Zweifel viele Berichte an einer Unvollständig-
keit, die auf Beobachtungslücken zurückzuführen ist, was
sinngemäß auch für europäische Verhältnisse (mediumistische
Sitzungen usw.) gelten muß Dies scheint mir z. B. zuzutreffen
, wenn Hesse-Wartegg folgendes berichtet: Ein
Gaukler ließ sich von v. H esse-Wartegg eine Rupie (Silbermünze
) geben und legte sie einem der Begleiter des Berichterstatters
auf die offene Hand, so daß ein jeder sie sehen
konnte. Nun gebot er ihm, die Hand zu schließen, die
andere Hand darüberzulegen und sie dann wieder zu öffnen.
Anstatt der Silbermünze lag nun eine Kupfermünze in der
Hand des beireffenden Herrn. Wir gehen wohl in der Annahme
nicht fehl daß v. Hesse-Wartegg den entscheidenden
Moment, in weichem der Gaukler die Vertauschung vorgenommen
hat, nicht beobachtet und daher in seiner Darstellung
nicht erwähnt hat. Sehr eigentümlich ist der
folgende Vorgang, den v. Hesse-Wartegg in der Gangesstadt
Hardwar am Fuße des Himalaya sah:: Der Führer einer
Gauklertruppe baute mit einem Bündel Bambusstäben ein
Gerüst von lVs m Höhe, auf dem eine junge Hindufrau mit
untergeschlagenen Beinen Platz nahm. Der Gaukler lichtete
ihren Sitz zurecht und gab ihr die gewünschte Haltung.
„Dann streckte er ihren rechten Arm wagerecht aus, mit der
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