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322 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1922.)
stand der Herztätigkeit und der Atmung herbeizuführen, hat
nach Stübe der Wiener Mediziner L. Schrötter gezeigt:
das soll danach durch willkürliche Kontraktion eines Halsmuskels
herbeigeführt werden können. So wird auch von
einem englischen Obersten Townshend berichtet, er habe
seine Herztätigkeit willkürlich zu beeinflussen vermocht. Die
lange Dauet des künstlichen Scheintodes soll Haridas durch
ein narkotisches Mittel erzielt haben, das er vor Eintritt des
kataleptisehen Zustandes zu sich nahm.
So ergibt sich denn als Fazit unserer Untersuchung, daß
von den angeblichen magischen Fähigkeiten der Yogin nicht
viel übrig bleibt. Nur die außergewöhnlich entwickelte
Fähigkeit, ihren Mitmenschen Wachsuggestionen zu erteilen,
wird man einzelnen Yogin nicht abstreiten können. Im
übrigen handelt es sich bei diesen wandernden Gauklern
wohl fast durchweg um Yogin niederer Grade, die nichts
weiter sind als Taschenspieler und als solche bei einem
sehr begrenzten Repertoire ihre wrenigen Tricks in der
Vollendung beherrschen.
Meine Meinung über die Untersuchungen mit Einer Nielsen
in Christiania.
Vortrag von Ingenieur Fritz Grunewald-Charlottenburg,
gehalten am 27. März 1922 in der Gesellschaft für psychische Forschung
in Kopenhagen.
Als ich am 26. Januar mit Einer Nielsen in Christiania
ankam und als ich nach einem Aufenthalt von vier Wochen
wieder allein nach Kopenhagen zurückreiste, glaubte ich
so wenig wie Nielsen, daß die Seancen dort zu einem solchen
Resultat kommen würden, wie es jetzt vorliegt. Wie konnte
das kommen, daß Nielsen, der aus den Untersuchungen
hier in Kopenhagen glänzend gerechtfertigt hervorgegangen
war, von Christiania mit dem Makel des Betrügers nach
Hause geschickt wurde?
Ich kann heute hier nur das Wichtigste zu dem Falle
sagen, dessen Entwicklung ich ja an Ort und Stelle als besonders
intim beteiligter Interessent habe verfolgen können.
Zunächst möchte ich daran erinnern, daß die besondere Art
der Untersuchung in Christiania durch eine Erörterung des
Falles Nielsen in der nordischen Presse veranlaßt worden
ist. Es wurde von Herrn Viggo Cawling eine Wette ausgelobt
, auf die Herr Professor Jäger indirekt einging. Er
glaubte, es würde ihm ein Leichtes sein, mit Hilfe eines
offiziell gewählten Komitees die Echtheit der mediumisti-
schen Eignungen Einer Nielsens zu erweisen, von denen er
damals noch unbedingt überzeugt war. So ließ Herr Professor
Jäger in der Presse bekanntmachen, daß im Januar
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