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Vom Büchertisch
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Auf 450 ausgefertigte Anfragen kamen etwa 200 Antworten ein.
Zur Verarbeitung geeignet waren 146 Antworten. Von ihnen betrafen
19 überwiegend juristische bzw. forensisch angrenzende Punkte. Die
Rundfrage ergab ein Material von 26 Allgemein- und Einzelschädigungen,
mehr als 50 hysterische, etwa 30 schizophrene Psychosen. Die hysterischen
Psychosen verliefen häufig als Dämmerzustände. Bei der Schizophrenie
war die Hypnose das auslösende Moment. Mit Recht warnt
Verfasser daher, zu Demonstrationen unbekannte Personen zu nehmen.
Fast das gesamte Material fällt den Laienschauhypnosen oder hypnotischen
Laicnzirkeln zur Last und gehört in die letzten drei Jahre.
Dr. med. v. R u t k o w s k i.
Otto Seelinsr, Hypnose, Suggestion und Erziehung. Eine
Handreichung für jeden Gebildeten, insbesondere für Eltern und
Erzieher, Juristen und Polizeibeamte. Verlag Dr. Max Gehlen.
Leipzig 1922. 8°. 124 S. In Kartoneinband 27 M. (Bei Oswald
Mutze vorrätig.)
Verfasser, ein Schuldirektor in Berlin, wendet sich in der beachtenswerten
, großen Fleiß und Belesenheit verratenden Schrift vornehmlich
an die im Titel genannten Kreise und weiß seinem Lesepublikum die
schwierige Materie, auch soweit sie von rein medizinischen Dingen
handelt, leicht verständlich zu machen. Nach einem geschichtlichen
Ueberblick und Erläuterungen über Parapsychologie gibt er eine „Theorie
der Hypnose und der Suggestion". In dem Kapitel „Suggestiv-Therapie"
predigt er zum Schluß das nach seiner Ansicht unerläßlich dauernde
Zusammenarbeiten zwischen Arzt und Pädagogen, und zeigt auch hier,
daß er Werke über nervöse Entartung, über psychopathische Jugendliche
und Verbrecher und andere die Jugendfürsorge betreffende Fragen
mit Erfolg studiert hat. Das Kapitel mit der „Kritik der üblichen Erziehungsmethoden
" sowohl im Elternhause als auch in der Schule bringt
manches Gute, wobei Verfasser «niemals die Aerzte und sonstigen Verfasser
, auf die er sich stützt, unerwähnt läßt. Dieses ebenso wie
das folgende: „Zum Problem der kindlichen Suggestibilität" wird gewiß
nur mit Nutzen von Eltern nd Erziehern gelesen werden. In seinen
Schlußbetrachtungen tritt Verfasser dafür ein, „daß der experimentelle
Hypnotisnius, dieses harmloseste aller okkultistischen Gebiete, in der
Lehrerschaft als Grundlage für weitere Forschungen allgemein bekannt
werde", und wendet sich gegen die von einigen Autoren geforderten
gesetzgeberischen Verbote und gerichtliche Bestrafung, wenn sie auch
andere Kreise treffen sollte als nur die dilettantische Beschäftigung
mit der Hypnose. Da er in seinen Arbeiten jederzeit von Aerzten
unterstützt *) und gefördert wurde, sieht er „in dem Bestreben einiger
Forscher, jeden Nichtarzt von der experimentellen Hypnose auszuschalten
, eine Beeinträchtigung der Wissenschaft, denn der Arzt ist
seinem Material gegenüber anders eingestellt als der Pädagoge".
Dr. med. P. Sünner.
Bergquell, Herders Wochenkalender 1922. Freiburg i. Br. Herder & Co.
1921. 10.— M.
Vorliegender „Abreiß-Kalender" will Anreger und Berater, Führer
und Freund sein zur Vertiefung und Verinnerlichung wahrer Volkserziehung
, Volksbildung, Volkskultur (vgl. Geleitwort). Und er kann
*) S e e 1 i n g hält es für angebracht, auf S. 58 ein Experiment des
Dr. v. R., mit dem er jetzt zusammen öffentlich auftritt, /u kritisieren
, bei dem das „Medium Max R." „nach rückwärts zusammenbrach
und gerade noch von den beiden in der Nähe stehenden Herren"
(Dr. v. R. und dem Herausgeber) „vor Schaden durch Hinschlagen bewahrt
werden konnte". Wir halten diese Politik nicht gerade für
empfehlenswert. Kr.
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