Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 365
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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Peter: Doris Fischer, Die Geschichte einer Persönlichkeitsspaltung. 365

Dr. Prince sieht sie als die suggestibelste aller dieser Personalitäten
an.

Diese drei Personalitäten existierten vom Alter von drei
Jahren bis zum 17. Lebensjahre nebeneinander. Doris und
„Margaiet** alternierten miteinander, während die „schlafende
Margaret** im Unterbewußtsein als ein schweigende
! Wächter und Beschützer von Doris' Wohlfahrt blieb.

Am 6. Mai 1906, als Doris 17 Jahre alt war, starb ihre
Mutter, die von Doris angebetet wurde, nach kurzem Kranksein
. Obwohl vom Kummer überwältigt, behielt Doris ihre
Individualität, bis sie die letzten Pflichten für ihre geliebte
Mutter erfüllt hatte, dann aber kam „Margaret**. Meist
spürte Doris unmittelbar darauf einen schrecklichen Schmerz
durch die linke Gehirnhälfte; Margaret verschwand und
eine neue Personalität, die „kranke Doris**, kam in
das Drama.

Die kranke Doris war bei ihrem Erscheinen und noch
einige Tage später eine infantile Personalität, wenigstens
nach dem geistigen Inhalt. Sie hatte keine Erinnerung an
das, was Doris und Margaret je gelernt hatten. Sie kannte
niemand, konnte nicht sprechen und verstand auch die
Worte nicht, welche man zu ihr sprach. Sie konnte gehen
und Gegeiibtände mit ihren Fingern anfassen, aber sie
wußte kaum zu essen und zu trinken. Aller Kummer wat
von ihr gewichen; sie wäir wie in einem erwachsenen Körper
geboren, aber ohne Kenntnisse und ohne Erinnerung. Doch
hatlc sie einen forschenden Geist und lernte bald manche
Dinge. Ihre Fortschritte waren schon nach dem dritten
Abend rapid, als „Margaret** ihren Unterricht unternahm.

Die „kranke Doris** ist in mancher Hinsicht von allen
beschriebenen Persönlichkeiten die am wenigsten befriedigende
. Ihre Zeit „außen*' war immer kurz, und daher
erfuhr Dr. Prince nur wenig über sie.

Die fünfte und letzte Persönlichkeit erschien li;2 Jahre
nach der Ankunft der kranken Doris. Margaret erschrak,
als sie einst auf der Treppe fiel und ihr Kopf heftig zur
Erde schlug. Dies führte zu den somnambulen Konversationen
, welche bereits erwähnt sind und der „schlafenden
wirklichen Doris** eigen sind. Diese Personalität
kann aber bei der weiteren Betrachtung in Wegfall kommen.

*

Das Problem der multiplen Personalität, wie Cb uns im
falle Doris Fischer entgegentritt, ist von größtem Interesse
für die psychische Forschung. Es ist allerdings bei
unserer heutigen Kenntnis der Dinge sehr schwer, ein rieh-


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