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Peter: Doris Fischer, Die Geschichte einer Persönlichkeitsspaltung. 37t
terlalict, sagt der Forscher, begnügt sich mit Erklärungen
wie „Desintegration von Gehirnfunktionen"; der Spiritist
glaubt, daß Geister die Phänomene erklären, und der Laie,
der überhaupt keine klare Vorstellung hat, was eine „Persönlichkeit
" ist, erschwert sich die Sache noch mehr, indem
er i'iiter „zweiter Persönlichkeit" und „multipler Persönlichkeit
" ein Mittelding zwischen beiden Theorien versteht.
Der wissenschaftlich Gebildete weiß natürlich, daß dies ein
Mißgriff ist. Die Ursachen für die Phänomene müssen gefunder
werden entweder in dem Organismus des Subjektes,
odei außerhalb derselben oder in der Kooperation beider
Einflüsse Die Entscheidung ist außerordentlich schwierig,
und wenn sie gelingt, so ist es nur möglich durch ein ein-
gelniöe^ Studium aller Tatsachen des einzelnen Falles.
Aber Hyslop interessierte sich vor allem für die weitere
Frage, ob zweite Persönlichkeit und Mediumschaft in
gewissem Zusammenhang stehen, denn er hielt es für wahrscheinlich
, daß dies unter gewissen Umständen der Fall
iht, Die Erfahrung in den Fällen Thompson-Gifford, Camp-
Stoekton und Ritchic-Abbott, auf die war noch zu sprechen
kommen, lieferte ihm den Beweis, daß Dissoziation wenigstens
eine Begleiterscheinung, wenn nicht eine Bedingung
in vielen Fällen ist, welche nur als „zweite oder multiple
Persönlichkeit" angesprochen werden. Um eine Entscheidung
dieser heiklen Frage zu treffen, schlug Professor
Hys^p einen Weg ein, der ihm von Fall zu Fall einen
tieferen Einblick in die vorliegende Kompliziertheit der
Phänomene gestattete. Er sagte sich: wenn Medhmibchaft
vorlag, d h. wenn spiritistische Agentien in die Phänomene
mit hereinspielen, dann könnte dies erkannt werden, wenn
man das Subjekt in Verbindung bringen würde mit einem
erprobten Medium, unter der Bedingung, daß letzteres absolut
keine Kenntnis über das Subjekt und dessen Phänomene
besitzt. Wenn bei solchen mediumistischen Sitzungen Angaben
kommen, welche eine Identifikation abgeschiedener
Personen ermöglichen, und Mitteilungen, die nicht im Unterbewußtsein
vorhanden sein konnten, von Zufallstreffern ganz
zu schweigen, dann würde supranormale Kenntnis vorliegen
und ein Schluß im spiritistischen Sinne nicht von
der Hand zu weisen sein.
Ks muß hier allerdings gesagt werden, daß die Methode
H>slops für überzeugte Spiritisten einwandfrei erscheint
, abei für andere, besonders die Anhänger dt r weitestgehenden
telepathischen Theorie, wird sie nicht annehmbar
sein. Hyslop schließt die telepathische Erklärung
absolut aus, ,,als keiner ernsten Betrachtung als Rivale der
spiritistischen Theorien wert". Keine intelligente Person",
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