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374 Psychische Studien. XL1X. Jahrg. 7. Heft. (Juli W22.)
In einer 200 Jahre alten Mühle in Rohits.ch (Unter-
Steiermark) treten Erscheinungen auf, die den Bewohnern
wachsendes Grauen einflößen. Man hörte Schritte schlürfen,
Türen zuwerfen, ein Scharren an der Zimmerdecke und
sah ein flammendes Kreuz, sowie Lichtbüschel, ohne eine
natürliche Verursachung entdecken zu können. Am auffälligsten
war das Verhalten einer Dezimalwage, die vor
den Augen des Müllers in unerklärlicher Weise in Bewegung
geriet. Die Erscheinungen setzen manchmal durch
längere Zeit aus, um dann mit erneuter Heftigkeit aufzutreten
. Der Pächter der Mühle, der zugleich Elektrotechniker
ist, ist ein Mann von ernstem, wahrheitsliebendem
Wesen und von keineswegs abergläubischer Veranlagung.
Unser Gewährsmann, der selbst Fachmann auf dem Ge
biete der Parapsy^hologie ist, wird noch die Gelegenheit
wahrnehmen, sich aufklärend über diese geheimnisvollen
Vorgänge zu verbreiten.
Die zu Kaiserslautern erscheinende Pfälzische F»eie
Presse" berichtet in Nr. 63 (2. Blatt) vom 16. März 1921
über einen ,,Spuk" in dem pfälzischen Dorfe Ommersheim
, der die Einwohnerschaft in hohem Maße beunruhigt
. Dort „spukt44 es seit einigen Wochen im Hause
des Bergmanns Peter Becker. Von Zeit zu Zeit ertönt
plötzlich ein stundenlanges Klopfen, dessen Herkunft
bisher nicht erklärt werden konnte. Dieser Tage
war das Klopfen gegen Abend so stark, daß das halbe
Dorf sich vor dem Anwesen versammelte, um den Vorgang
zu beobachten. Verschiedene Männer drangen in alle Räume
der Behausung, ohne daß es gelang, die Stelle aufzufinden,
von wo die rätselhaften Töne kamen. Auch der Ortsgeistliche
weilte bereits zur Aussegnung des Hauses an Ort
und Stelle, doch alles vergeblich. Ueber die Ergebnisse
der wissenschaftlichen Studien an Ort und Stelle liegt noch
nichts vor.
Ein weiterer Spukbericht weist nach Ober-Spier bei
Sondershausen, wo sonderbares Klopfen und Kratzen zu
hören sein soll, das sich einstellt, sobald die zwölfjährige
Tochter des Bäckermeisters von Ober-Spier sich schlafen
legt. Pfarrer F1 e i s c h h a u e r gibt in der Sondershausener
Zeitung „Der Deutsche*4 an, daß man Klopfen und Scharrgeräusche
hört, gelegentlich auch als Antwort, wenn man
selbst kratzt oder klopft oder fragt oder zur Antwort auffordert
. Personen aus den verschiedensten Klassen der Gesellschaft
haben sie gehört, einzeln oder gemeinschaftlich. Die
Geräusche haften auch nicht an dem einen Hause, sondern
wandern mit dem Kind, das in das Haus seines Großvaters
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