Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 386
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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386 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1922.)

das Gebiet der Stellungsaufgaben die gesamte notwendige
Aufklärung der inkriminierten Tat, während die Bewegungsaufgaben
vorzüglich in folgenden Fällen in Betracht kommen
: Auffinden von corporibus delicti, ob sie jetzt in Briefen,
Zetteln oder in Werkzeugen usw. bestünden, Auffinden von
Losungs- oder Schlüsselworten in dickleibigen Folianten,
Ermittlung von Komplicen- und befänden sie sich gerade
in einer tausendköpfigen Menschenmenge, Feststellung einer
gedachten Zahl, eines gedachten Wortes, Bildes, einer Zeichnung
usw. Der Einwand, daß ein professioneller Verbrecher
niemals ein tauglicher Telepathenführer sein werde,
ist nicht stichhaltig, denn vielfache Erfahrungen haben ergeben
, daß, wenn man einem solchen Beschuldigten suggeriert
: ,,Sie dürfen jetzt an alles denken, nur nicht an Ihre
Tat!" er zwangsläufig an nichts anderes denkt als an das,
was der Telepath will und braucht. Auch hier berufe ich
mich auf das Zeugnis des Professors Grosz. Bei der Besprechung
zwangsmäßiger Assoziationen führt er nämlich
folgende „dumme, alte Anekdote" an: „Ein Jüngling bittet
einen alten Zauberer, ihn die Kunst des Goldmachens zu
lehren. Dieser tut dies bereitwillig, sagt ihm Vorgang und
Zauberformeln und zuletzt: er dürfe hierbei aber nie an
ein Rhinozeros denken. Der Jüngling versichert, er habe
noch nie an besagtes Tier gedacht, das sei nicht schwer.
Nach einiger Zeit kommt er wieder zum Zauberer und sagt,
das Goldmachen geht nicht, denn — er muß jedesmal
an ein Rhinozeros denken! . . . „Darin liegt eben das
Zwangsmäßige der Assoziation I" fügt Prof. Dr. Grosz
hinzu. '

Wer indessen einen professionellen Verbrecher für so
nervenstark hält — er ist es erfahrungsgemäß nur höchst
selten — daß er nie auf diese Weise beherrscht werden
könne, der bedenke, daß es ja meist Komplicen, eingeschüchterte
Mitwisser, zumal weiblichen Geschlechtes oder jugendlichen
Alters gibt, suggestible Zeugen usf. Sie alle werden
oft, ob sie wollen oder nicht, taugliche
Telepathenführer sein. Für mich ist jeder Zweifel
darüber ausgeschlossen, daß echte und Beobachtungstelepathie
seit jeher hochwichtige Faktoren im kriminalistischen
und forensischen Dienste gewesen sind, daß wir es aber
als Gebot der Zeit bezeichnen müssen, die diesfälligen Erfahrungen
zu sammeln, zu sichten, in ein logisches System
zu bringen und daraus einen „Kriminaltelepathie"
betiltelten Zweig der Krim mal Wissenschaft zu machen. Vielleicht
ließe sich die ,,Kriminaltelepathie" dereinst auch mit
der ebenfalls erst auszubauenden ,,Kriminal-Retrosko-
p i e" (Hellsehen in die Vergangenheit) zu einer ,.K r i m i n a 1-
Psychokopie" vereinigen.


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