Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 388
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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388 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1922.)

derselbe ja bestimmt werden, so solle er uns doch nicht
unnötige Arbeit machen. Fischer zeigte nicht die geringste
Erregung. Mit einem vollkommen gleichbleibenden Gesichtsausdrucke
sagte er nur immer wieder: ,,Ich weiß von
der Geschichte gar nichts. Sie ist damals fortgegangen,
wohin, darum habe ich mich nicht gekümmert." Als mir
nun die Ankunft eines Kanalräumers gemeldet wurde, um
den ich geschickt hatte, faßte ich Fischer am Arme an
und sagte scharf: „Jetzt gehen wir zur Leiche! Sie ist bestimmt
im Keller! Ich wrerde sie vor Ihren Augen ausgraben
!" Der Mann setzte sich in Bewegung, und ich trieb
ihn förmlich vor mir her. Wir gelangten in das Kellergewölbe
, und ich steuerte auf jene Abteilung los, die uns
vom Hausbesorger als zur Fischer sehen Wohnung gehörig
bezeichnet worden war. Als wir aber die Türe der benachbarten
Abteilung passierten, nahm ich ein unwillkürliches
Zögern des Mannes wahr. Es wrar bloß ein Augenblick,
aber er war mir nicht entgangen. Ich ließ diesen Raum
öffnen. In demselben lagerten Kohlen, eine Schaufel und
ein Spaten. In einer Ecke stand ein Kinderwagen, der bei
der ersten, mehr flüchtigen Besichtigung nicht vom Platze,
gerückt wrorden war. Ich drückte Fischer an die Wand
und sagte: „In diesem Keller liegt die Leiche?1" — Er
schüttelte anscheinend ruhig und sicher das Haupt. Ich
sah aber, daß die Schlagader an seiner Stirne anschwoll.
Nun nahm ich eine Gießkanne und begann Wasser auf die
freien Stellen des lehmigen Bodens zu schütten, um aus
dem langsameren oder schnelleren Versickern zu erkennen,
wo allenfalls in letzter Zeit gegraben worden war und die
Arbeit abzukürzen. Ich begann unmittelbar neben dem
Häftling, der regungslos zusah. Jetzt faßte ich ihn bei
beiden Pulsgelenken und fuhr ihn an: ,,So lassen Sie mich
doch nicht so lange suchen! Ich wette meinen Kopf, daß
wir hier das Mädel finden!" Er schwieg einen Moment
und sagte dann leise und mit einem Anflug von Lächeln:
„Das ist ja gar nicht mein Keller!" Jetzt bemerkte ich
aber, daß sein Blick eine Sekunde lang unwillkürlich an
jenem Kinderwagen haftete, den ich diesmal natürlich vom
Platze zu rücken schon beim Eintritt beschlossen hatte.
Sogleich ließ ich seine Hände los, entfernte den Wagen
mit einem Rucke und befahl dem Kanalräumer: .,Hier
beginnen Sie mit der Aufgrabung. Die ersten Spatenhiebe
fielen, Fischer war erbleicht und kaum fähig, sich auf den
Beinen zu halten. Ich trat dicht an ihn heran und rief:
„Da ist es also, nicht wahr?" Er antwortete nichts, doch
bemerkte ich das einem Geständnisse stets vorangehende
Würgen und Schlucken. Eine Minute später kam ein Knie


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