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Vom Bücherlisch
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Jornal Espirita. (Spiritistische Zeitschrift.) Porto Alegre (Estado Rio
Gr. do Sul, Brasil). Erscheint monatlich. Bezugspreis jähr!. 7 Milreis.
3. Jahrgang, Nr. 28, Dezember 1921.
Hauptsächlich erbaulich-moralisierende, religionsphilosophische, ja
geradezu religiöse Aufsätze, natürlich vom Standpunkt des Spiritismus
aus. Es seien nur einige Titel angeführt. In der Scheinwelt — Psychologie
des Glaubens — Freiheit und Unfreiheit des Willens — Das Geheimnis
der Berufung — Der Glaube — Der Philosoph — Eine Minute
täglich, um stets an Gott zu denken — Die neue ^Wissenschaft (Der Spiritismus
ist Wissenschaft, nicht Religion, aber die einzige Wissenschaft,
die „EwigkeitsWissenschaft") — Die Nächstenliebe — usw. Es folgen
einige Mitteilungen über Betätigung von Geistern, teilweise aus andern
Blättern übernommen, sowie Tagesnotizen aus dem Gebiete des Spiritismus
. Interessant ist der Anzeigenteil (sieben Anzeigen). 1. Ein Rechtsanwalt
empfiehlt sich. 2. Professor Dr. P. zeigt an, daß er schnell und
unter Gewähr die Lungentuberkulose, Bronchitis und Asthma kuriert.
3. Anzeige homöopathischer Medizinen. 4. Einzige eigentlich kaufmännische
Anzeige: Herrenbekleidung. 5. Den Damen wird bei Schwangerschaftsbeschwerden
der „Protektor" empfohlen. 6. Empfehlung der
„wunderbaren" Sp.schen Salbe. 7. Anpreisung einer Patentmedizin, die
u. a. bei „Fiebern jeder Art" gut ist.
Albrecht P. F. Richter, Werder (Havel)-.
Vom Büchertisch.
Friedrich Zöllners Vierde Dimension und Okkultismus;
aus den „Wissenschaftlichen Abhandlungen" ausgewählt
und herausgegeben von Dr. med. Rudolf T i s c h n e r,
München. Mit 8 Tafeln im Text. Oswald Mutze-Verlag, Leipzig 1922.
Der von Lambert in seinem ausgezeichneten Buch „Geheimnisvolle
Tatsachen" (Südd. Verlagshaus, Stuttgart 1921) *) geäußerte Wunsch,
Zöllners so vielfach angefochtene Beobachtungen möchten in einem
kleinen Band dem deutschen Publikum zugänglich gemacht werden,
damit dieses sieht, wie nur durch frivole Verballhoniung, Fälschung
und Unterschlagung seiner Berichte Zöllners großartige Leistungen solange
diskreditiert werden konnten, ist nun durch die vortreffliche Zusammenstellung
der Zöllnerschen Experimente (123 Seiten) von Dr.
Tischner erfüllt worden. Das Werk des Münchner Gelehrten vermeidet
die in den wissenschaftlichen Abhandlungen für den Leser so lästigen»
Abschweifungen, Zitate und polemischen Erörterungen, sondern gibt
nur die Beschreibung der Versuche in ihrer Gesamtheit. Mit den Unrichtigkeiten
, Fabeln und Märchen, die sich Jahrzehnte lang um die
Persönlichkeit des Leipziger Astrophysikers und seiner paraphysischen
Beobachtungen rankten und als unantastbares Dogma namentlich in
gelehrten Kreisen Glauben fanden, wird gründlich aufgeräumt. Man
mag gegen das Medium Slade und wegen der unsystematischen Art
des Vorgehens bei den Experimenten auch gegen Zöllner manchen
vielleicht berechtigten Vorwurf erheben, jedenfalls läßt sich die Gesamtheit
der Zöllnerschen Versuche nicht durch Betrug erklären.
Anderseits hat aber auch der Standpunkt Zöllners seine Berechtigung
. Nach seiner Auffassung kann man Versuchsbedingungen nicht
a priori stellen, sondern nur durch sorgfältige Beobachtungen unter
demjenigen Verhältnissen, unter denen die Natur in einzelnen Fällen
diese Erscheinungen freiwillig darbietet. Gerade darin besteht der
Scharfsinn und das Geschick eines Beobachters, daß er ohne willkürliche
Eingriffe (Entlarvungen usw.) in den Gang der Erscheinungen
seine Beobachtungen so anstellt, daß die daraus gezogenen Schlüsse
jeden Irrtum und jede Täuschung ausschließen.
*) Vorrätig bei Oswald Mutze. 39 M. broschiert, 53 M. gebunden.
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